Friedrich Schubart: Serafina an ihr Klavier

Sanftes Klavier!
Welche Entzückungen schaffst du in mir,
Sanftes Klavier!
Wenn sich die Schönen
Tändelnd verwöhnen,
Weih' ich mich dir,
Liebes Klavier!

Bin ich allein,
Hauch' ich dir meine Empfindungen ein,
Himmlisch und rein.
Unschuld im Spiele,
Tugendgefühle
Sprechen aus dir,
Trautes Klavier!

Melancholie
Dunkelt die Seele der Spielerin nie,
Heiter ist sie!
Tanzende Docken,
Töne, wie Glocken,
Flößen ins Blut
Rosigen Muth.

Sing' ich dazu,
Goldener Flügel, welch' himmlische Ruh'
Lispelst mir du!
Thränen der Freude
Netzen die Saite!
Silberner Klang
Trägt den Gesang.

Tugend, ach dir!
Unschuld, dir weih' ich mein liebes Klavier;
Stimmet es mir,
Engel, ihr Hüter
Frommer Gemüther;
Jeder Ton sei,
Himmel, dir treu.

Sanftes Klavier!
Welche Entzückungen schaffst du in mir,
Goldnes Klavier!
Wenn mich im Leben
Sorgen umschweben,
Töne du mir,
Trautes Klavier!

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