Czerny: Pianoforte-Schule ... op. 500,III

zurück | weiter

Kap. 4 [ b / 1. Teil]

[b] Vom Vortrag der Verzierungen.

<32> § 5. Über die kleinern Verzierungen ist schon im ersten Theil dieses Lehrbuches gesprochen worden. Hier bleibt uns noch das Nöthige über den Vortrag der grössern und zusammengesetzten Verschönerungen des Gesangs festzustellen übrig.

  1. Die 3 Arten des Mordents, (nämlich der einfache doppelte und dreifache,) werden in der Regel immer geschwind vorgetragen, indem ein schleppender Mordent fast nie irgend eine Wirkung macht. Z.B:

[Notenbeispiel 32-1]

Hier müssen alle kleinen Noten so spät und schnell, als es mit der Deutlichkeit verträglich ist, ausgeführt, und die nächstfolgende Note fest angeschlagen werden, weil der Zuhörer nie im Zweifel gelassen werden darf, welcher Ton der beschliessende Grundton des Mordents ist.

Da die zwei Mordente im 3ten Takte auf eine geschwinde Sechzehntel kommen, so muss sowohl diese, wie die nachfolgenden 4 kleinen Noten zusammen in gleicher Geschwindigkeit ausgeführt werden, weil da zum besondern Halten und Markiren der Sechzehntel-Note keine Zeit ist.

Indessen gibt es doch Fälle, wo ein Mordent etwas rallentando gespielt werden kann; (doch niemals zu viel, weil er sonst seinen Charakter als Mordent verliert.) Diess geschieht bei jenen Cadenzen, welche bedeutend ritardando vorzutragen sind, und pianissimo schliessen. Z.B:

[Notenbeispiel 32-2]

Alles dieses gilt in diesem Falle auch dann, wenn die Mordente durch das gewöhnliche Zeichen [Doppelschlag (sic!)] angezeigt sind.

In Rücksicht auf die Stärke der Ausführung nimmt der Mordent den Charakter der Stelle an, wo er eben vorkommt, muss aber stets sehr klar, und die ihm nachfolgende Grundnote deutlich hervortretend sein.

Kurze Triller, die gewöhnlich nur verlängerte Mordente sind, werden nach denselben Regeln behandelt.

zurück | weiter
nach oben