<953> In der Poesie, aus welcher dieses Kunstwort entlehnt ist, bezeichnet es die Beschaffenheit der Füße, die den Gang und den Umfang des Verses bestimmen; unter den Füßen aber verstehet man die einzelnen rhythmischen Glieder des Verses, die aus einer bestimmten Folge der Länge und Kürze einiger Sylben bestehen. - Auch in der <|> Musik hat es das Metrum mit den rhythmischen Gliedern, und mit der Aehnlichkeit ihrer Wiederkehr zu thun. Man nennet in dieser Kunst die rhythmischen Glieder Tonfüße, und ihre Beschaffenheit hängt nicht bloß von der Dauer der Töne, sondern auch von dem Orte ab, den sie in dem Takte einnehmen. [FN: Siehe Takt] So machen z.B. die Töne c d e in folgenden Vorstellungen derselben ganz verschiedene Tonfüße aus, weil theils ihre Stellung im Takte, theils auch ihre bestimmt Dauer verschieden gebraucht ist;
<|> In der Poesie hat man solche Füße in Klassen geordnet, und ihnen bestimmte Namen gegeben, deren man sich auch oft bey den ihnen entsprechenden Tonfüßen bedient. In die Klasse der zweysylbigen gehören, <954>
<|> In der Klasse der dreysylbigen sind die gewöhnlichsten,
<|> Die Tonkunst enthält noch weit mehr dergleichen Füße als die Poesie, die man aber weder in besondere Klassen theilt, noch sie mit besondern Namen bezeichnet; so ist, <|> um nur ein Beyspiel anzuführen, ein Tonfuß sehr gebräuchlich, der aus fünf kurzen und einer langen Note bestehet, z.E.
<|> Wenn nun ein Tonstück mit einem solchen Metrum, welches man auch das Taktgewicht nennet, das ist, mit einer solchen bestimmten Bewegung der Theile und Glieder des Taktes anhebt, so nimmt unser Gefühl die Art dieser <|> Bewegung sehr leicht an, setzt sich gleichsam in dieselbe hinein; es findet sich aber auch sogleich beleidigt, wenn diese Bewegung mitten in ihrem Flusse von einer andern unähnlichen Bewegung unterbrochen wird, weil es sich alsdenn zu geschwind, <959> und zu unerwartet in eine andere Art der Bewegung fügen muß. So weit stimmen Poesie und Musik in Ansehung des Metrums vollkommen überein. Weil aber die moderne Musik nicht bloß aus einer einzigen Hauptmelodie, sondern aus der Vereinigung mehrerer Melodien bestehet, die jener nicht allein in Ansehung der Harmonie, sondern auch in Ansehung des Taktgewichtes zur Unterstützung <|> dienen, so kann daher auch sowohl im Hauptgesange, als auch in den mit ihm vereinigten Melodien, wieder das Taktgewicht gefehlt werden. In dem Hauptgesange kann es geschehen, wenn die Zergliederungen der Noten in Noten von geringerem Werte dem angenommenen Metrum nicht entsprechen. Wir wollen das Fehlerhafte dieses Falles in einem Beyspiele kennen lernen. In folgender Melodie
<|> nimmt unser Gefühl sogleich die Achtel als diejenigen Noten an, die das Taktgewicht bestimmen. Gesetzt <|> aber, man wollte nun diesen Satz nachfolgen lassen,
<|> so ist es fühlbar genug, daß sich unser Gefühl dawider sträubt, und zwar aus keiner andern Ursache; als weil die Triolen im zweyten Takte, die aus der Zergliederung der Viertel entstehen, einen Taktgang voraussetzen, dessen Metrum sich auf Viertel gründet. Hier bestehet die unangenehme Wirkung, <|> welche diese Triolen verursachen, nicht darinne, daß sie mit Sechzehntheilen vermischt sind, sonst würden sie diese unangenehme Wirkung in der Gesellschaf der Sechzehntheile unter allen Umständen äußern; dieses thun sie aber nicht, sobald sich das Taktgewicht auf Viertelnoten gründet, z.B.
<|> Weit öfterer aber findet es sich, daß, wenn unser Gefühl durch Vernachläßigung des Taktgewichtes beleidigt wird, der Fehler nicht sowohl der Hauptmelodie, sondern vielmehr dem Mangel an gehöriger Bewegung der begleitenden Stimmen zugeschrieben werden muß. So oft daher in der Melodie der Hauptstimme die angenommene metrische Bewegung dem Gefühle nicht merklich genug wird, muß eine begleitende <|> Stimme jederzeit zu Hülfe kommen, und durch ihre Bewegung das Metrum im Gleichgewichte erhalten.
Dieses muß geschehen,