Koch: Musikalisches Lexikon

Periode.

<1149> Ein Kunstwort, welches aus der Redekunst entlehnt ist, und die Vereinigung verschiedener Sätze, das ist verschiedener solcher einzelnen melodischen Theile bezeichnet, die an sich einen vollständigen Sinn bezeichnen, durch ihre Vereinigung <1150> aber eine Idee, oder vielmehr den Ausdruck einer Empfindung, in einem gewissen Grade von Vollständigkeit darstellen. So wie sich in der Rede die Periode mit einem vollkommenen Ruhepunkte des Geistes endigt, den man in der Sprachschrift mit einem Punkte bezeichnet, eben so muß sich in der Musik die Periode mit dem vollkommensten Ruhepunkte des Geistes schließen, den man eine Cadenz nennet. Ueber dieses Kennzeichen der Periode scheint man jedoch in der Musik nicht völlig einerley Meinung zu seyn, denn viele nennen oft einen solchen Theil eines ganzen Tonstückes eine Periode, der an sich nur einen vollständigen Sinn bezeichnet, und den man in der Sprache einen Satz nennet.

Der Mangel dieser Uebereinstimmung mag wohl daher entstehen, weil man sich theils auch in einer ausgeführten Rede sehr oft nur eines einzigen Satzes zu einer Periode bedient, welches in der Musik nur zuweilen bey ganz kurzen Tonstücken, wie z.E. bey Liedern oder Tänzen, geschieht; theils auch daher, daß in einer ausgeführten Rede viele Perioden nach einander verbunden sind, in der Musik aber bey einem ausgeführten Tonstücke nach dem Verhältniß einer Rede nur wenige Cadenzen gemacht zu werden pflegen.

In diesem Werke ist das Wort Periode jederzeit so gebraucht, daß es einen Theil eines Tonstücks bezeichnet, der sich mit einer Cadenz endigt.

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