Dieser Beitrag ist entstanden als Sendemanuskript
für den Deutschlandfunk, Köln
("Historische Aufnahmen")
Musik-Nr.: | 01 | |||
Komponist: | Richard Wagner (Bearb.: Felix Mottl?) | |||
Werk-Titel: | Tristan und Isolde | |||
Auswahl: | Vorspiel (Takte 1-15) | <Track xx.> | __:__ | |
Interpreten: | Felix Mottl (Klavier) | |||
Label: | EMI (LC 0233) 1C 065 146 778 1 |
<Track xx.> | Gesamt-Zeit: | 1:15 |
Archiv-Nummer: | ____ | |||
Technik: | MUSIK ausblenden bei 1:15 |
Mit diesen Zeilen überreichte Richard Wagner am Silvesterabend 1857 seiner Geliebten Mathilde Wesendonck die Kompositionsskizze zum ersten Akt des Tristan.
Wagners Musik soll im Folgenden im Mittelpunkt stehen - allerdings nicht in ihrer Originalgestalt, sondern in jener Ausprägung, die bis zur Jahrhundertwende viel wichtiger werden sollte für die Verbreitung von Wagner Opern: Die Rede ist von den Klavierauszügen und virtuosen Transkriptionen.
Wir, die wir uns die Bayreuther Heldentenöre zu Hause in den Plattenschrank stellen können, haben kaum noch eine Vorstellung davon, welch wichtige Rolle im vorigen Jahrhundert der Klavierauszug für den Musikliebhaber spielte, wenn er die großen Sinfonien und Opern kennenlernen wollte. Ein halbwegs vernünftiges Orchester gab es allenfalls in den großen Städten und Kunst Metropolen, geschweige denn, daß an den Provinz Bühnen an eine szenische Aufführung etwa von Wagners Musikdramen zu denken war ...
Musik-Nr.: | 02 | |||
Komponist: | Richard Wagner (Bearb.: Felix Mottl?) | |||
Werk-Titel: | Tristan und Isolde | |||
Auswahl: | Vorspiel (Schluß) | <Track xx.> | __:__ | |
Interpreten: | Felix Mottl (Klavier) | |||
Label: | EMI (LC 0233) 1C 065 146 778 |
<Track xx.> | Gesamt-Zeit: | __:__ |
Archiv-Nummer: | ____ | |||
Technik: | Die folgenden Text- und Zitat-Passagen nach Angaben über die MUSIK legen |
Und so spielte der brave Bürger sich die schwül-lasziven Klänge des Tristan-Vorspiels in einer stillen Stunde am Klavier vor - was Thomas Mann in seiner Novelle Tristan folgendermaßen schildert:
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Folgenden TEXT ab MUSIK - Ende |
Was Sie soeben hörten, war die Klavierfassung des Tristan-Vorspiels, die der Dirigent Felix Mottl Ende letzten Jahrhunderts erstellt hat. Und Felix Mottl war auch der Interpret dieser Klavierrollen Einspielung, die im Jahre 1907 entstanden ist.
Das Klavierspielen war allem Anschein nach nicht die Stärke von Felix Mottl, aber was diese Aufnahme so interessant macht, ist der Umstand, daß seine Interpretation des Tristan in gewissem Sinne als authentisch angesehen werden muß. Richard Wagner hatte nämlich 1876 den damals gerade 20-jährigen Felix Mottl als Assistenten und Korrepetitor nach Bayreuth geholt. Mottl erhielt so die Gelegenheit, Wagners damalige Tristan-Inszenierung aus nächster Nähe mitzuerleben, und als glühender Wagner-Verehrer notierte er minutiös alle Regieanweisungen und musikalischen Erläuterungen des Meisters. Später, nach Wagners Tod, war er es auch, den Cosima als einzigen für fähig hielt, den Tristan im Sinne ihres verstorbenen Gatten zu dirigieren.
Doch überlassen wir nun das Feld den Pianisten. - Anfang des Jahrhunderts tauchte am Pariser Konservatorium eine junge Dame aus Texas auf, die in Europa ihre pianistischen Fähigkeiten vervollkommnen wollte. Ihre Lehrer sagten ihr eine große Karriere voraus. Damit wollte es allerdings zunächst nicht so recht klappen, denn wer traut einer Dame aus Texas, die dazu noch auf den Namen "Hickenlooper" hört, schon zu, daß sie etwas von der hohen Kunst des Klavierspiels versteht. Und da "Russisches" damals gerade in Mode war, nannte sich Miss Hickenlooper fortan Olga Samároff.
Miss Hickenlooper (alias Olga Samároff) muß, wenn man ihrem späteren Ehemann, dem Dirigenten Leopold Stokowski, Glauben schenken darf, eine sehr temperamentvolle Frau gewesen sein, die in ihren Wutausbrüchen nicht davor zurückschreckte, den heimischen Flügel zu zertrümmern. - Aber vertiefen wir uns nicht zu sehr in das Privatleben der Künstler. Hören Sie nun Olga Samároff mit einer Klavierbearbeitung des Walkürenritts - eine Aufnahme, die um 1905 entstanden ist.
Musik-Nr.: | 03 | |||
Komponist: | Richard Wagner | |||
Werk-Titel: | Die Walküre | |||
Auswahl: | Walkürenritt | <Track xx.> | 4:05 | |
Interpreten: | Olga Samaroff (Klavier) | |||
Label: | EMI (LC 0233) 1C 065 146 778 1 |
<Track xx.> | Gesamt-Zeit: | 4:05 |
Archiv-Nummer: | ____ |
Entstanden sind die hier vorgestellten Aufnahmen in den Jahren zwischen 1905 und 1915, also zu einer Zeit, als das Grammophon noch in den Kinderschuhen steckte und die schwarzen Schellack-Scheiben mehr Nebengeräusche denn Musik erzeugten. Es war dies die Ära der selbsttätig spielenden sogenannten "Reproduktions-Klaviere", die in Deutschland vor allem unter den Firmen Namen Welte Mignon und Pianola bekannt waren. Diese Klaviere besaßen eine spezielle Vorrichtung" in die man Lochstreifen ähnliche Papierrollen einspannen konnte. Diese gelochten Papierrollen wiederum setzten eine aufwendige pneumatische Konstruktion aus Hunderten von Blasebälgen und Ventilen in Gang, und ohne viel üben zu müssen, erklang dann virtuoses Klavierspiel selbst in den unmusikalischsten Familien.
Mit den selbsttätig spielenden Klavieren war das Zeitalter der mechanischen Musikwiedergabe eingeläutet, und die ersten Nutznießer dieser neuen Technik waren die Pianisten. Erstmals war es möglich geworden, die Interpretation eines Musikstücks aufzuzeichnen, im Nachhinein die falschen Töne zu korrigieren und das Ergebnis dann beliebig zu vervielfältigen. Der Popularität des Künstlers waren keine Grenzen mehr gesetzt, und kaum ein Pianist von Rang und Namen ließ es sich nehmen, die Highlights der Klavierliteratur für die Reproduktions-Klaviere einzuspielen und die Papierrollen eigenhändig zu unterzeichnen.
So faszinierend die künstlerischen Möglichkeiten der Welte Mignons und Pianolas waren, so hatte diese Erfindung doch auch ihre Nachteile: Die Instrumente waren vergleichsweise teuer und die pneumatische Vorrichtung bedurfte der regelmäßigen Wartung und Pflege, so daß die Reproduktions Klaviere in den 30er Jahren, als Schallplatte und Radio ihren Siegeszug antraten, recht schnell vom Markt verschwanden.
Aber diese Entwicklung bedeutete nicht nur den Niedergang der Reproduktions Klaviere. In dem Maße, wie es möglich wurde, den Klang ganzer Orchester aufzuzeichnen, und die Grammophone und Schellack-Platten immer preiswerter wurden, hatten auch die einst so beliebten Klavierbearbeitungen von Orchesterwerken und Opern ihre Existenzberechtigung verloren.
Vor einigen Jahren nun wurde im Haus Wahnfried ein Konzert an Wagners altem Steinway Flügel veranstaltet, bei dem ein sogenannter "mechanischer Vorsetzer", also eine Welte Mignon Apparatur, die sich vor jedem normalen Klavier aufbauen läßt, die Arbeit der längst verstorbenen Pianisten übernahm. Aus diesem Konzert stammen die meisten der heute vorgestellten Aufnahmen, wie etwa auch die Ouvertüre zum Fliegenden Holländer in einer Einspielung des spanischen Pianisten Alfredo Cor de Las vom November 1916.
Musik-Nr.: | 04 | |||
Komponist: | Richard Wagner | |||
Werk-Titel: | Der fliegende Holländer | |||
Auswahl: | Ouvertüre | <Track xx.> | 9:50 | |
Interpreten: | Alfredo Cor de Las (Klavier) | |||
Label: | EMI (LC 0233) 1C 065 146 778 1 |
<Track xx.> | Gesamt-Zeit: | 9:50 |
Archiv-Nummer: | ____ |
Daß sich die Pianisten so für Wagners Kompositionen begeistern konnten! Dabei ist seine Musik für das Klavier denkbar ungeeignet, erschließt sich ihr Reiz doch hauptsächlich durch die orchestrale Klangfarbe. Das dichte Gewebe der einander ablösenden Motive, die schwirrend hohen Streichertremoli - all das wirkt auf dem Klavier eher komisch und dilletantisch klimpernd. Aber immer wieder haben sich die Tasten Virtuosen mit den Transkriptionen und Bearbeitungen von Wagner-Opern abgequält, in der Hoffnung, dem Klavier wenigstens einmal eine orchestrale Klangfülle zu entlocken.
Franz Liszt war der erste, der versuchte, die orchestrale Musiksprache Wagners auf das Klavier zu übertragen, und er wies dabei seinen Schwiegersohn auch unverblümt auf manche Schwächen der Partitur hin. Was Wagner allerdings nur mit spöttischen, wenn nicht gar boshaften Bemerkungen kommentierte, denn er war der Überzeugung, Liszt wolle sich bloß auf seine Kosten bereichern. Nach Liszt kamen noch andere, Felix Mottl etwa oder der Engländer Karl Klindworth, die mit ihren Klavierauszügen dem Meister aus Bayreuth demutsvoll ihre Reverenz erwiesen und deren Arbeiten deswegen auch wohlwollender beurteilt wurden.
Zum Kreis der Wagnerianer gehörte auch - was man kaum vermuten würde - der polnische Pianist Ignacy Jan Paderewski. Paderewski kannte Wagners Opern in und auswendig, und er hatte auch seine eigenen Vorstellungen, wo man sich welche Oper am besten zu Gemüte führen sollte: Für die Meistersinger empfahl er Wien, den Tannhäuser wollte er nur in Dresden sehen, während der Fliegende Holländer für jede deutsche Stadt mit weniger als 30.000 Einwohner geeignet sei. Für den Parsifal und den Tristan allerdings ließ Paderewski nichts anderes gelten als Bayreuth, wobei er selbst keinerlei Skrupel hatte, die Liszt-Transkription von Isoldes Liebestod zu spielen, wo immer es gewünscht wurde.
Musik-Nr.: | 05 | |||
Komponist: | Richard Wagner (Bearb.: Franz Liszt) | |||
Werk-Titel: | Tristan und Isolde | |||
Auswahl: | Isoldes Liebestod | <Track xx.> | 4:55 | |
Interpreten: | Ignacy Jan Paderewski (Klavier) | |||
Label: | Klavier Records (LC ____) KS 129 |
<Track xx.> | Gesamt-Zeit: | 4:55 |
Archiv-Nummer: | ____ |