Gaetano Donizetti: Maria Stuarda

Dieser Beitrag ist entstanden als Sendemanuskript
für den Deutschlandfunk, Köln

Musik-Nr.: 01
Komponist: Gaetano Donizetti
Werk-Titel: Maria Stuarda
Auswahl: Preludio <CD 1, Tr. 1.> 2:00
Interpreten: Chor des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester
Ltg.: Giuseppe Patané
Label: Ph (LC 0305)
426 233 2
<CD 1, Tr. 1.> Gesamt-Zeit: 2:00
Archiv-Nummer: ____
nach oben

Die Opern von Donizetti kennt jeder - meint man: Don Pasquale, Der Liebestrank, Lucia di Lammermoor, Anna Bolena - doch dann wird es auch schon eng. Titel wie La Favorita oder der Poliuto sind vielleicht dem Namen nach bekannt, aber wer kann schon auf Anhieb erzählen, worum es sich bei Maria Padilla, bei Maria di Rudenz oder bei Maria di Rohan handelt?

Was Donizettis diverse "Marien" angeht, so haben wir Deutsche es zumindest bei Maria Stuarda leichter: Denn Maria Stuarda ist nichts weiter als die Opernfassung von Schillers gleichnamigem großen Ideen-Drama - allerdings (wie es sich für eine gute Oper gehört) ohne die deutsche Gedankenschwere von Moral und Pflichterfüllung. Donizetti und sein Librettist Giuseppe Bardari haben aus der Schillerschen Maria Stuart eine simple Dreiecksgeschichte gestrickt, eine Story, deren Reiz eigentlich nur darin besteht, daß sie im europäischen Hochadel spielt.

Die Handlung? England im 16. Jahrhundert. Die beiden Rivalinnen um den Königsthron, Elisabeth die Erste und Maria Stuart, sind in denselben Mann verliebt, in einen gewissen Robert, Graf von Leicester. Die Chancen der beiden Damen sind allerdings sehr ungleich verteilt: Während Elisabeth es sich auf dem Königsthron gutgehen läßt, schmachtet Maria Stuart derweil im Gefängnis. Als dann nach gut zwei Stunden alle musikalischen Formen zur Genüge ausgeskostet sind, von der Cavatine über Duett und Terzett bis hin zum großen Ensemble, ordnet Elisabeth an, daß ihre Rivalin nun endlich hingerichtet werden soll. Ob sie damit allerdings ans Ziel ihrer Wünsche kommt, in die Schlafgemächer des Grafen von Leicester, das überläßt Donizetti (ähnlich wie schon Schiller) der Phantasie des Opernpublikums.

Musik-Nr.: 02
Komponist: Gaetano Donizetti
Werk-Titel: Maria Stuarda
Auswahl: 2. Akt:
Nr. 9 (Sextett)
Nr. 10 (Dialogo delle due Regine)
Nr. 11 (Stretta finale)
<CD 1, Tr. 14.>
<CD 1, Tr. 15.>
10:55
Interpreten: Edita Gruberova (Maria Stuarda)
Agnes Baltsa (Elisabetta)
Iris Vermillion (Anna)
Francesco Araiza (Leicester)
Simone Alaimo (Cecil)
Francesco Ellero d'Artegna (Talbot)
Chor des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester
Ltg.: Giuseppe Patané
Label: Ph (LC 0305)
426 233 2
<CD 1, Tr. 14.15.> Gesamt-Zeit: 10:55
Archiv-Nummer: ____
nach oben

Donizetti hatte mit seiner Maria Stuarda kein Glück. Allein schon die Konstellation mit zwei Primadonnen sorgte für Zündstoff; und so geschah es denn auch eines Tages im Verlauf der Proben, daß die beiden Damen während des Duetts tatsächlich handgreiflich wurden und sich auf offener Bühne prügelten. Der Vorfall wurde von der italienischen Presse genüßlich kolportiert und steigerte die Spannung des neapolitinischen Publikums, was am Premierenabend auf sie zukomme.

Doch dann kam alles anders. Am Tag nach der Kostümprobe, am 14. September 1934, erhielt Donizetti Post vom Polizeiminister des Königreichs Neapel: Es sei seiner Majestät ausdrücklicher Wunsch, während höfischer Festlichkeiten auf dem Königlichen Theater fortan keine Opern oder Ballette mit tragischem Ende zu dulden.

Ein tragisches Ende war es, wenn der europäische Hochadel, vor allem (wie im Fall der Maria Stuart) der katholische Hochadel, zu Schaden kam; alles andere konnte ohne große Schwierigkeiten durchgehen. Und so strukturierte Donizetti die Geschichte um, komponierte und textete neu, erweiterte und strich. Am 18. Oktober 1834 dann ging Maria Stuarda unter dem Titel des florentinischen Verschwörers Buondelmonte über die Bühne. Aus Nebenfiguren waren unversehens Hauptfiguren geworden; das Gebet der Stuarda hatte Donizetti in ein großes Verschwörungs-Ensemble verwandelt, und am Schluß wurde nicht mehr die Primadonna zum Richtplatz geführt, sondern ein fettleibiger Tenor.

Wie zu erwarten unter solchen Umständen, wurde die Premiere ein Reinfall: nicht zuletzt deswegen, weil die Sänger Schwierigkeiten hatten mit den neuen Texten und die Aufführung des öfteren unterbrochen werden mußte.

In ihrer Originalgestalt wurde die Maria Stuarda dann ein Jahr später, am 30. Dezember 1835, in Mailand aufgeführt - allerdings auch hier wieder mit einem katastrophalen Erfolg. Die berühmte Malibran war erkältet und ihre Rivalin, Signora Giacinta Puzi Toso, verschnupft, weil sie sich vom Komponisten zurückgestezt fühlte. Und nach sieben Aufführungen verschwand das Werk für die nächsten Jahrzehnte vom Spielplan.

Musik-Nr.: 03
Komponist: Gaetano Donizetti
Werk-Titel: Maria Stuarda
Auswahl: 3. Akt:
Nr. 12 (Duettino)
Nr. 13 (Terzett)
<CD 2, Tr. 1.2.3.4.> 15:25
Interpreten: Agnes Baltsa (Elisabetta)
Francesco Araiza (Leicester)
Simone Alaimo (Cecil)
Münchner Rundfunkorchester
Ltg.: Giuseppe Patané
Label: Ph (LC 0305)
426 233 2
<CD 2, Tr. 1.2.3.4.> Gesamt-Zeit: 15:25
Archiv-Nummer: ____
nach oben

Zum Abschluß nun aus Maria Stuarda die Hinrichtungsszene. Während die Freunde der Maria Stuart bestürzt sind über das Todesurteil, spricht Maria ihnen Mut zu. Sie hat mit dem Leben abgeschlossen. Als sie für das Wohl Englands betet und großherzig ihrer Rivalin Elisabeth verzeiht, hört man in der Ferne einen Kanonschuß: das Zeichen, daß Maria nun den Gang zum Schafott antreten muß.

Musik-Nr.: 04
Komponist: Gaetano Donizetti
Werk-Titel: Maria Stuarda
Auswahl: 3. Akt:
Nr. 17 (Scena e Preghiera)
Nr. 18 (Aria del supplizio)
<CD 2, Tr. 14.>
<CD 2, Tr. 15.>
19:50
Interpreten: Edita Gruberova (Maria Stuarda)
Iris Vermillion (Anna)
Francesco Araiza (Leicester)
Simone Alaimo (Cecil)
Francesco Ellero d'Artegna (Talbot)
Chor des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester
Ltg.: Giuseppe Patané
Label: Ph (LC 0305)
426 233 2
<CD 2, Tr. 14.15.> Gesamt-Zeit: 19:50
Archiv-Nummer: ____
nach oben