Koch: Musikalisches Lexikon

Allegro,

<130> hurtig: ist eine bekannte Ueberschrift solcher Tonstücke, die in einem mäßig geschwinden Zeitmaaße vorgetragen werden sollen. Weil die Geschwindigkeit dieser Bewegung merklich verschieden seyn kann, ehe sie den höchsten Grad erreicht, den man gewöhnlich mit dem Ausdrucke prestissimo bezeichnet, so pflegt man oft den eigentlichen Grad der Geschwindigkeit des Zeitmaaßes durch hinzugefügte Beywörter näher zu bestimmen, z.E. allegro non tanto, (nicht allzugeschwind,) u.s.w. Ohngeachtet dieser nähern Bestimmung muß der Ausführer dennoch den genau bestimmten Grad dieser Geschwindigkeit der Bewegung theils aus der Taktart, in welche ein solcher Satz eingekleidet <131> ist, theils und hauptsächlich aber auch aus dem Inhalte desselben zu bestimmen suchen. (Siehe Adagio.)

Der Vortrag des Allegro erfordert einen männlichen Ton, und eine runde und deutliche Abfertigung der Noten, die in dieser Bewegung nur da zusammengeschleifet werden, wo es entweder ausdrücklich angezeigt ist, oder wenn es eine vorkommende cantable Stelle nothwendig macht; die übrigen Noten werden gemeiniglich mit einem gewissen Nachdrucke abgestoßen, der dem Vortrage mäßig geschwinder Sätze eigen ist, ohne daß dabey die so genannten accentuirten Noten etwas von ihrem innern Gehalte verlieren dürfen. Jedoch muß alles, was man im Allgemeinen über den Vortrag des Allegro hie und da bemerkt findet, dem besondern Inhalte des Satzes angepaßt werden, denn das Allegro verträgt sich mit dem Ausdrucke sehr verschiedener Empfindungen; daher wird auch oft die Vortragsart desselben durch beygefügte Wörter näher bestimmt. So zeigt es sich gewissermaßen von selbst, daß z.B. ein Allegro maestoso (erhaben oder mit Würde) und ein Allegro scherzando (scherzend) eine gar merklich verschiedene Vortragsart verlangt. In beyden Fällen bleibt zwar die Rundheit des Vortrags der Noten, die dem schleppenden und gezogenen Vortrage des Adagio entgegen stehet, eine nothwendige Eigenschaft des Vortrages des Allegro; wer fühlt aber nicht, daß in dem ersten Falle, nemlich in dem Allegro maestoso, die Noten mit weit markichterm Tone, und mit mehr Nachdruck und Accentuirung vorgetragen werden müssen, als in dem andern Falle, in welchem sie ein mehr lockeres Aneinander-Reihen, und eine weniger markichte, aber kürzer abgestoßene Vortragsart verlangen.

Der Ausdruck Allegro wird auch als Hauptwort gebraucht, und damit ein Tonstück bezeichnet, das in dieser Bewegung ausgeführet wird.

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