Koch: Musikalisches Lexikon

Gekünstelt.

<651> Der Fehler, den man bey einem Tonstücke, oder auch bey dem Vortrage desselben, das Gekünstelte nennet, bestehet hauptsächlich darinne, daß der Tonsetzer oder der Ausführer durch Ueberhäufung kleiner und zufälliger Schönheiten und Verzierungen Wohlgefallen zu erwecken sucht. Das Gekünstelte ist eine Art von Ueberladung, die dem Kunstwerke deswegen nachtheilig ist, weil dadurch die Aufmerksamkeit von den wesentlichen Schönheiten auf bloß zufällige geleitet wird.

Bey dem Tonsetzer ist das Gekünstelte eine Folge einer zu ängstlich fleißigen Ausarbeitung des Stücks; bey dem Ausführer aber eine Folge von allzu viel angewandten Ausdrucksmitteln, und besonders der Anwendung zu vieler Manieren. Bey beyden verräth das Gekünstelte einen Geschmack, der noch nicht ausgebildet ist.

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