Czerny: Pianoforte-Schule ... op. 500,III

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[ b / 1. Teil]

[b] Vom Dämpfungs-Pedal.

<43> Dieses Pedal ist im neueren Fortepianospiel äusserst wichtig geworden, und sein Gebrauch ist wohl zu studieren, weil man damit sehr mannigfaltige Wirkungen, und eine Vollstimmigkeit hervorbringen kann, welche die Hände zu vervielfältigen scheint.

Der Spieler gewöhne sich, mit aufgehobener Fussspitze, (während die Ferse auf dem Boden ruht,) dasselbe ganz fest bis an den Boden schnell hinabzudrücken und eben so schnell wieder auszulassen, jedoch so leicht, dass man weder das Auftreten des Fusses, noch die Hebung der Dämpfer, noch sonst irgend ein Geräusch höre.

Die frühere Benennung: Fortepedal gab zu der Meinung Anlass, dass man dieses Pedal immer nur bei sehr starkem Spiele anwenden solle. Aber dieses ist ein grosser Irrthum. Man kann selber bei jedem Grade von Piano und Forte anwenden, vorausgesetzt, dass es zur rechten Zeit geschieht.

Der erste wesentliche Nutzen, den dieses Pedal darbiethet, ist, dass man die Bassnoten so lange klingen lassen kann, als ob eine dritte, fremde Hand sie hielte, während beide Hände den Gesang mit der entfernten Begleitung vortragen können. Hierdurch erhält die Harmonie einen Umfang und eine Vollständigkeit, die mit den 2 Händen allein unmöglich hervorzubringen wäre. Z.B:

[Notenbeispiel 43-1]

Durch das (überall mit [...] zu nehmende und mit * wieder wegzulassende) Pedal klingt nun jede untere Octave als Grundbass, während die linke Hand die Begleitung um mehr als 2 Octaven höher fortsetzt, so dass diese Hand allein schon eine Wirkung hervorbringt, die sonst 2 Hände bedarf, nämlich:

[Notenbeispiel 43-2]

Ohne Pedal würde der ganze Satz sehr trocken und mager klingen.

Allein um diese Wirkung hervorzubringen, muss der Spieler das Pedal genau mit der Octave zugleich andrücken; denn auch nur um einen Augenblick später, wirkt das Pedal nicht mehr, und die Octave bleibt kurz und trocken.

Da ferner diese Octave durch den ganzen Takt klingen soll, so darf er das Pedal nicht eher auslassen, als mit der letzten Achtel, um es dann mit der nächsten Octave sogleich wieder zu nehmen.

<44> Diese Geschicklichkeit ist es nun, welche sich der Spieler anzueignen hat. Beim Weglassen des Pedals muss der Fuss dasselbe ganz verlassen; jedoch so vorsichtig, und so ruhig, dass beim schnellen Wiedernehmen desselben der Tritt des Fusses ja nicht gehört werde.

Dass das Pedal in jedem Takte von Neuem genommen werden muss, geschieht deshalb, weil jeder Takt aus einem andern Accord besteht. Jeder dieser Takte klingt allein für sich recht angenehm und harmoniös; aber mehrere Takte, Z.B: die 4 ersten zusammen, würden sehr garstig klingen, wenn man das Pedal dazu ununterbrochen forthielte. So hat der 4te und 5te Takt keinen Pedalwechsel, weil beide nur aus einem Accorde bestehen.

Hieraus folgt die Hauptregel:

Das Pedal darf nur so lange fortgehalten werden, als die Stelle aus einem Accorde besteht.

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