Kullak: Ästhetik des Klavierspiels - Kap. 3

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Hierauf folgen die wesentlichen Manieren, die durch ein bestimmtes Zeichen angedeutet werden, zunächst also alle Arten "Triller".

  1. Zuvörderst der Triller ohne Nachschlag. Dieser fängt nach Türk immer mit dem Hülfstone an. Hummel erst stellt die Regel so, daß er mit dem Haupttone beginnt. Er wird gewöhnlich da angebracht, wo der schnellere Fluß der Bewegung einen Nachschlag gestattet. Das Zeichen ist tr. oder ~~, bei längeren Stellen ~~~~~~~~ usw.

  2. Der Triller mit dem Nachschlage. Der letztere wird entweder ausgeschrieben oder mit einem Häkchen angedeutet [Trillerzeichen - Grafik]. Er wird in gleichem Tempo mit dem Triller gespielt, oder noch schneller. Nur bei Fermaten und Cadenzen kann er langsam gehen. <61> Wenn nach einem Triller über punktirten Noten eine einzelne Note folgt, so vertritt sie den Nachschlag und derselbe bleibt weg. Z.B.

    [Notenbeispiel S. 61, Nr. 1]

    Die fremden Versetzungszeichen werden über dem Trillerzeichen bemerkt. Trillerketten und kurze Triller im Flusse von Triolen erhalten keinen Nachschlag.

  3. Der Triller mit dem Zusatze von unten entsteht, wenn der Triller vorn einen Zusatz von zwei Vorschlägen erhält, nämlich einen Ton unter und einen auf der Stufe der Hauptnote. Er wird auf folgende Weise bezeichnet:

    [Notenbeispiel S. 61, Nr. 2]

  4. Der Triller mit dem Zusatze von oben [Trillerzeichen - Grafik] oder

    [Notenbeispiel S. 61, Nr. 3]

  5. Der Pralltriller

    [Notenbeispiel S. 61, Nr. 4]

    wird so ausgeführt

    [Notenbeispiel S. 61, Nr. 5]

    Eine ähnliche Bedeutung hat das Zeichen wie bei den vorigen Trillerarten, wenn es ein Häkchen vorn von oben oder unten, oder am Ende erhält [Trillerzeichen - Grafik]

  6. <62> Der Mordent ist ganz ähnlich wie der Pralltriller, nur fängt er mit der Hauptnote an und nimmt die untere Note zu Hilfe. Das Zeichen und die Ausführung sind also:

    [Notenbeispiel S. 62, Nr. 1]

    Dies ist der kurze Mordent. Es giebt aber auch einen langen; derselbe kann nur bei etwas länger ausgehaltenen Tönen vorkommen. Der Hülfston wird dabei mindestens zwei Mal angeschlagen, bei längeren Noten mehrmals, doch darf er nicht wie beim Triller die Dauer der Hauptnote ganz, sondern höchstens bis zur Hälfte ausfüllen. Sein Zeichen ist [langer Mordent - Grafik, siehe folgendes Notenbeispiel], z.B.

    [Notenbeispiel S. 62, Nr. 2]

  7. Der Zusammenschlag. Hierbei werden zwei Tasten zugleich angeschlagen, von der tieferen aber der Finger sogleich wieder abgezogen. Da diese Manier einige Härte im Klange hat, so kann man sich ihrer nur bei feurigen, trotzigen Stellen bedienen. Bei mehrstimmigen Griffen wird durch einen Strich unter derjenigen Note, die diese Manier erhalten soll, der untere Ton angedeutet.

  8. Das Battement unterscheidet sich von dem Mordent nur dadurch, daß hier der Hülfston anfängt

    [Notenbeispiel S. 62, Nr. 3]

    Es hat kein eigenes Zeichen und wird in kleinen Noten ausgeschrieben.

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