Kullak: Ästhetik des Klavierspiels - Kap. 3

S. 103 - Texterweiterung der 8. Auflage (1920)

zurück  (Kap. 3, S. 103)

[Die Seitenzählung entspricht der 8. Auflage.]

F. Wieck: Klavier und Gesang

<*104> Ins Jahr 1853 fällt Friedrich Wiecks seinerzeit Aufsehen machendes, in Leipzig bei Whistling erschienenes Buch "Klavier und Gesang" (2. Aufl.), zu dem sein Sohn Alwin 1875 eine Ergänzung: "Materialien zu Friedr. Wiecks Pianoforte-Methodik" herausgab, ein bunt durcheinander gewürfeltes Mixthum Composithum von Kritischem, Polemischem, Satirischem, Novellistischem in Prosa und dramatischer Form, ein höchst humorvolles und ungemein amüsantes Vademecum voll redselig-breiten Leipziger lntellektualgeistes, polternder, herzhafter Grobheit, Selbstbewusstsein und bissiger Ironie gegen Schumann, Lobe und andre Opfer des von brennender Liebe zur rechten Kunst erfüllten Verfassers, dessen eigentlich methodische, übrigens sehr vernünftige Anweisungen man freilich mehr zwischen den Zeilen lesen muss, als dass man sie geordnet zusammengestellt findet.

Den Anschlag wünscht Wieck mit dem lockeren Handgelenk, nicht mit Hilfe des Ober- oder Unterarms, rapides Oktavenspiel individuell auch mit steifem Handgelenk. Seine eigentlich klavierästhetischen Ansichten findet man im 12. Kapitel: "Aphorismen über <*105> Clavierspiel", ausgezeichnete praktische Winke über die (vorsichtige) Anwendung des Pedals im sechsten und siebenten. Tiefergehende Untersuchungen oder irgendwelche Neigungen, den Sachen auch wissenschaftlich auf den Grund zu kommen, finden sich nirgends.

zurück  (Kap. 3, S. 103)
nach oben