Kullak: Ästhetik des Klavierspiels - Kap. 3

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Ausblick

Alle fleißigen Arbeiten durchzusprechen, welche wenigstens im engern Kreise einer geistesfrischen Methodik entgegen streben, ist für unsern Zweck nicht wünschenswerth; eine derartige Erweiterung des materials würde über die Absicht dieser Abhandlung hinausgehen. Doch können wir diesen kurzen Abriß einer Geschichte der Methodik nicht schließen, ohne eines Gesichtspunktes zu erwähnen, der für den Elementarunterricht immer allgemeinere Verbreitung findet, nämlich der Verbindung des Klavierspiels mit dem Gesang, insofern als ein vernünftiges melodiespiel, vernünftige Accentuation und Interpunktion gerade im ersten Stadium der musikalischen Erziehung durch das Hervorkehren des gesanglichen Elements angebahnt wird.

Diesen Standpunkt vertritt L. Ramann in sehr fruchtbringender Weise in der "Allg. musikalischen Erziehungs- und Unterrichtsmethode". Das Werkchen erörtert in geistvoller Weise die Bedeutung der musikalischen Bildung für die gesammte Entwicklung der Jugend, und führt dann das in Rede stehende Prinzip genau und zweckmäßig für die erste Zeit des Musikunterrichts durch. Im Anschluß daran machen wir auf die Schulen von Reißmann und Damm aufmerksam.

Instruktive Ausgaben der Klassiker sind in letzter Zeit vielfach in's Leben getreten. Eine große Zahl derselben schließt sich der Lebert-Stark'schen Schule an. Vorzüglich sind die Liszt'schen Bearbeitungen Weber'S und Schubert's geeignet, den Schüler zu einer geistvollen Reproduktion anzuregen. In demselben Studienwerk hinzugefügten Bülow'schen Ausgaben Beethoven'scher Sonaten <116> ist besonders das Prinzip der Taktfreiheit, als dem seelischen Bedürfniß unentbehrlich, herausgekehrt. Höchst verdienstvoll sind ferner Bülow's Bachausgaben, nur haben die Allegro's manchmal eine starke Neigung zum Pikanten. Auch die Arbeiten Reinecke'S müssen mit Auszeichnung erwähnt werden. Doch nun genug. Eine genaue Besprechung aller hierher gehörigen Werke würde ein Buch für sich beanspruchen.

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