Kullak: Ästhetik des Klavierspiels - Kap. 14

[Seite 11 von 16]

zurück | weiter

Beispiele:

In folgendem Fugenthema von Bach [Wohltemperiertes Klavier I, Fuge D-Dur, BWV 846] fällt der Hauptaccent auf g, wegen der Länge auf Synkopation

[Notenbeispiel S. 306, Nr. 1: J.S. Bach, Wohltemperiertes Klavier I, Fuge C-Dur, BWV 846]

Aehnliche Gründe bestimmen den Accent des folgenden Themas [J.S. Bach, Wohltemperiertes Klavier I, Fuge c-moll, BWV 847]:

[Notenbeispiel S. 306, Nr. 2: J.S. Bach, Wohltemperiertes Klavier I, Fuge c-moll, BWV 847]

In folgendem Thema [J.S. Bach, Wohltemperiertes Klavier I, Fuge cis-moll, BWV 849] giebt der metrische Taktaccent allein den Ausschlag, da andere Bestimmungsgründe nicht vorliegen; wenigstens fällt die auf das accentuirte fis kommende Dissonanz im Laufe der Fuge nicht in's Ohr:

[Notenbeispiel S. 306, Nr. 3: J.S. Bach, Wohltemperiertes Klavier I, Fuge cis-moll, BWV 849]

Aehnliches gilt von folgendem Thema der Beethovenschen C-dur-Sonate Op. 53 [1. Satz]: <307>

[Notenbeispiel S. 307, Nr. 1: Bethoven, Klaviersonate op. 53 - 1. Satz]

Hier wird offenbar alles gesungen, und kein Element will in seiner Betonung verkürzt sein. Das hohe gis wird allerdings am Ende ein etwas größeres Gewicht auf sich ziehen.

In folgendem Thema lassen Höhen- und Längenverhältniß - wenn man will, auch der reguläre Accent auf dem guten Takttheile keinen Zweifel über die Betonung:

[Notenbeispiel S. 307, Nr. 2: Bethoven, Klaviersonate op. 53 - 3. Satz]

In folgender Stelle [Beethoven, Klaviersonate op. 14,2 - 1. Satz, T 33 ff.] entscheidet das Höhenverhältniß über die Accentuation, obwohl alle Töne singend vorzutragen sind.

[Notenbeispiel S. 307, Nr. 3: Beethoven, Klaviersonate op. 14,2 - 1. Satz, T 33 ff.]

Die Einleitung der Chopin'schen Polonaise Op. 22 (Andante) hat treffende Stellen, in welchen die Dissonanz für die Accentuation der Singenote entscheidet. Im zweiten Thema der Beethoven'schen G-dur-Sonate Op. 31 (1. Satz [Takt ???]) verlangt die Synkope den Hauptaccent.

zurück | weiter
nach oben