Beispiele.
Das Mendelssohn'sche Thema zu den Variations sérieuses hat seines festen rhythmischen Gepräges, seines einheitlichen Metrums <336> halber kein Rallentando. Das Thema der Beethoven'schen As-dur-Sonate Op. 26 hat ebenfalls einen zu präcisen Gang, als daß es vieles Rallentando zuliesse; das letztere würde eine wohlfeile Zugabe zu der gedankenvollen Sentimentalität dieser Melodie bilden. Höchstens dürfte sich im Mitteltheile die Stelle
dazu eignen, und auch in dieser darf nur as ein wenig verlängert werden. -
Ein wenig sentimentaler ist das Adagio in der C-moll-Sonate Op. 10, und werden hier Haupttöne häufiger verlängert werden können. Es darf freilich nur wenig sein, und könnte man überhaupt zwischen den kaum - und den mehr bemerklichen Rallentandos unterscheiden. Solch ein unmerkliches Anhalten kann sich gleich im Anfange jenes Adagios anwenden lassen:
Mendelssohn giebt im ersten Liede ohne Worte [op. 19,1 - T. 5] eine Declamation, in welcher der Nachbildung des Vokalen halber bedeutsamere Anhaltepunkte zulässig sind, z.B.
Gleiches gilt von dem höchsten Tone folgender Stelle aus dem <337> fünften Hefte der Lieder ohne Worte (erstes Lied) [op. 62,1 - T. 29]. Der auf g fallende Baß d hält zugleich mit an,
Folgende mehr decorative Stelle in Beethoven's Adagio zur D-moll-Sonate [op. 31,2] erhält im vorletzten Tone es ein Rallentando, und mit demselben die ausdrucksvolle Bedeutung, die es behufs der Ueberleitung in das Thema bedarf:
Die Hummel'sche Stelle aus seinem Op. 18 finde hier zum dritten Male die Angabe des Vortrages, der nun erst vollendet ist:
Verbindet sich mit dem Rallentando ein Crescendo, so wird der Ausdruck der Bedeutsamkeit doppelt herbeigeführt, und besonders Momente der Größe, Erhabenheit dadurch wirksam vorgetragen, z.B. die Einleitung der Sonate Pathétique [op. 13] gegen Ende: <338>
Im Finalsatz der Sonate in B Op. 22 von Beethoven wird in folgender, sonst leer decorativer Passage der oberste Ton c der Ueberleitung in das Thema halber lange aufgehalten: