Mattheson: Der vollkommene Capellmeister

Teil 3, Kap. 10

zurück | weiter

[Die Kapitel 1-9 des dritten Teils sind noch nicht erfaßt.]

10. Von den Dissonantzien überhaupt. [§. 1-29]

<296> §. 1. Ein mit wol angebrachten Dissonantzien geschmückter Contrapunct oder musicalischer Aufsatz ist aller Ehren werth, und bekömmt durch solche Intervalle, wenn ihre Schärffe wol gemäßiget wird, desto grössern Nachdruck: zumal bey verständigen Zuhörern. Wo sich aber die Misklänge gar zu häuffig und auf eine gezwungene Weise einstellen, da benehmen sie de Melodie und Harmonie ihre natürliche Anmuth, und bringen viel Verwirrung zu Wege.

§. 2. [...]

§. 3. Die Dissonantzien sind gleichsam das Saltz, Gewürtz oder Condimentum der Harmonie so wie die Consonantien als Fleisch und Fisch angesehen werden können. Auf diese kömmt es doch immer mehr, als auf jene an, und die wahre Annehmlichkeit muß unfehlbar von dem Wollaut herrühren. [...] Daher ist hierin mit sonderbarer Behutsamkeit zu verfahren. Die dissonatzien allein geben keinen Geschmack; sie reitzen ihn nur: und das muß nicht zu viel oder zu starck geschehen.

[...]

zurück | weiter
nach oben