Riemann: Klavierschule op. 39,1

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Vorwort zur ersten Auflage.

<III> Von allen Büchern über Klavierspiel scheint mir A. Kullak's "Ästhetik des Klavierspiels" (2. Aufl. von Dr. H. Bischoff 1876) das beste zu sein. Dasselbe verbindet eine umsichtige und tief eindringende Erkenntniss der zu erstrebenden ästhetischen Ziele und der mechanischen Mittel zu ihrer Erreichung mit einer feinsinnigen und gewandten Ausdrucksweise und muss in seiner Totalität nicht nur jedem Pianisten sondern auch jedem Dilettanten angelegentlichst empfohlen werden. Allerdings werden nicht gerade allzuviele Besitzer des Buches dasselbe im Zusammenhang durchstudieren, das wäre wohl auch nicht die rechte Benutzung desselben; man wird aber, so oft man das Buch in die Hand nimmt, um einen müssigen Augenblick auszufüllen, durch eine feine Bemerkung, oft durch geradezu poetische Gedanken überrascht werden.

Neben Kullak wird mein Buch, das vielleicht in mancher Beziehung an jenes erinnert, trocken erscheinen; es erklärt sich das wohl durch den direkt praktischen Zweck. Kullak's Buch soll neben dem Unterricht zur Bildung und Anregung dienen, das meine dagegen ein wirkliches Handbuch für den Unterricht selbst sein. Zunächst denke ich dabei an den Lehrer, der dasselbe etwa wie L. Köhler's "Führer durch den Klavierunterricht" mit sich herumtragen könnte, um es jederzeit nachschlagen zu können; vorgerücktere Schüler, auch solche, die nicht unterrichten, werden aber gewiss auch keinen Schaden von seinem Studium haben.

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