Chr.Fr.D. Schubart: Ästhetik der Tonkunst

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Die Mandoline und Zither, oder Guitarre,

<306> ist seit Jahrhunderten das Lieblingsinstrument der Spanier. Es gibt wenig Menschen unter ihnen, die nicht schlecht oder gut darauf spielen könnten. Sie bringen damit ihre Ständchen vor den Fenstern ihrer Geliebten; ja auch auf Spaziergängen nimmt der Spanier seine vertrauliche Zither mit. Ihre Improvisatoren, oder Stegreif-Poeten, begleiten alle ihre Einfälle mit diesem Instrumente, das sie mit Fingern oder Fischbein spielen. Ob nun gleich die Spanier dieses Instrument erfunden <307> haben, so verbesserten es doch die Deutschen unter dem Nahmen Mandoline.

Die Stimmung ist:

  1. C.
  2. A.
  3. F.
  4. C.
  5. B.
  6. A.
  7. G.
  8. F.

Die letztern Saiten sind mit Silber übersponnen. Durch diese wichtige Verbesserung haben es die Deutschen dahin gebracht, daß man nun auch obligate, und ziemlich schwere Stücke darauf spielen kann. Man hat auch Zithern gemacht, wo die erste Saite eine Darmsaite ist; wodurch der Vortrag der höhern Passagen ungemein erleichtert wird. Die auffallende Unvollkommen. beit des Instrumente, da es nur in vier, höchstens fünf Tönen gespielt werden kann, hat die Zahl seiner Liebhaber sehr vermindert. Kaum findet man noch da und dort einen reisenden Musiker, besonders Prager Studenten) oder auch Sonderlinge in Reichsstädten, die dieß veraltete Instrument hervorsuchen, und es oft bis zur Meisterschaft treiben. Es ist aber auch so leicht, daß jeder Mensch von mittelmäßigen Fähigkeiten Autodidactos darauf werden kann. Wer sich anderer wichtigern Geschäfte halber mit der Musik nicht lange abgeben kann, und doch manchmahl gerne einen Choral, <308> oder ein Volkslied begleiten möchte; dem empfehlen wir dieß Instrument vor allen andern.

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