Mattheson: Der vollkommene Capellmeister

Teil 2, Kap. 13 [Seite 23 von 41]

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Rigaudon

§. 93. [IV. Rigaudon] [...] Dessen Melodie ist [...] eine von den artigsten. Ihre Eigenschafft bestehet in einem etwas tändelnden Scherz. Von den Italienern wird der Rigaudon offt zu Schluß=Chören in dramatischen achen; vonden Frantzosen aber zu absonderlichen Oden und ergetzlichen Arietten im Singen gebraucht.

§. 94. Uibrigens ist der Rigaudon ein rechter Zwitter, aus der Gavot und Bourree zusammengesetzet, um mögte nicht unfüglich eine vierfache Bourree heissen. Doch sind die Umstände und Förmelgen, die Eintheilung, der Umfang, die Abwechselung gantz anders beschaffen. Diese Tantz=Melodie hieß vor Alters in welscher Sprache nur Rigo, welches einen Fluß oder Strom bedeutet, und ich finde wircklich, daß sie bey den Seeleuten sehr gäng und gäbe ist. Also hat fast ein iedes Element, ja es haben Berge und Thal eigene Melodien. Man hat einen bekannten Schiffer=Rigaudon, der mit diesen Worten anfängt: Dans nos Vaisseaux &. Selbiger ist ein recht gutes Muster. Richelet sagt, der Rigaudon komme aus der Provence her: und ich glaube es desto williger, weil das mittelländische Meer daselbst die Gemeinschafft mit Welschland unterhält.

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