Mattheson: Der vollkommene Capellmeister

Teil 2, Kap. 13 [Seite 30 von 41]

zurück | weiter
Rondeau

§. 116. Was die Sauffhelden ein Runda nennen, muß ja niemand mit derjenigen Gattung unsrer Melodien verwechseln, die man wegen ihrer in die Runde gehenden Wiederkehr

XI. Ein Rondeau nennet, solches hat entweder

und stellet dasjenige in der Tonkunst vor, was in der Dichtkunst durch ein eben also genanntes Reimgeschlecht angedeutet wird. Der 136 Psalm ist, nach seiner Art nichts anders, als ein Rondeau. Luther nennet ihn eine Litaney. Aber eine Litaney ist ein Gebet; Und der Psalm enthält ein Lob der Güte Gottes. Alle Litaneien sind Gebete en Rondeau; Aber alle Rondeaus sind keine Litaneien.

§. 117. Ich wüste nicht, daß diese Art der Melodien, deren Beschreibung in meinem Niedt [?] enthalten, sehr offt zum Tantzen gebraucht worden wäre; Wol aber desto mehr zum Singen, und hauptsächlich zu Instrumental=Concerten. Meines Bedünckens regieret in einem guten Rondeau eine gewisse Standhafftigkeit, oder vielmehr ein festes Vertrauen: Wenigstens läßt sich diese Gemüths=Beschaffenheit sehr gut dadurch vorstellen.

zurück | weiter
nach oben