Mattheson: Der vollkommene Capellmeister

Teil 2, Kap. 13 [Seite 31 von 41]

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Sarabande

§. 118. Anlangend XII. die Sarabanda, mit ihren Arten zum Singen Spielen und Tantzen: So hat dieselbe keine andre Leidenschafft auszudrucken, als die Ehrsucht; doch sind oberwehnte Arten darin unterschieden, daß sich die Tantz=Sarabande in engerer und doch dabey viel hochtrabenderer Verfassung befindet, als die übrigen; daß sie keine lauffende Noten zuläßt, weil die GRANDEZZA solche verabscheuet, und ihre Ernsthafftigkeit behauptet.

§. 119. Zum Spielen auf dem Clavier und auf der Laute erniedrigt man sich etwas bey dieser Melodien=Gattung, gebraucht mehr Freiheit, ja, macht wol gar Verdoppelungen oder gebrochene Arbeit daraus, welche insgemein Variationes, von den Frantzosen aber Doubles genannt werden. Mr. Lambert, des Lully Schwieger=Vater, pflegte dergleichen Verkleinerungen, wenn ich so reden darff, auch selbst in Sing=Sarabanden anzustellen. Ein ieder bleibe bey seinem Geschmack; meiner wäre es nicht.

§. 120. Sonst scheinen die bekannten Folies d'Espagne auf gewisse Weise mit zu der Sarabanden=Gattung zu gehören; sie sind aber nichts weniger, als Thorheiten, im Ernst gesagt. Denn es ist wahrlich mehr gutes in solcher alten Melodie, deren Ausdehnung nur eine kleine Quart begreifft, als in allen Mohren=Tänzen, die iemahls erfunden seyn mögen.

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