Koch: Musikalisches Lexikon

Menuet.

<950> Ein Tanz, der sich durch reizenden und edeln Anstand auszeichnet, und womit ehedem alle gesellschaftliche Tänze ohne Unterschied eröffnet wurden. Die Melodie, welche in einen sehr mäßig geschwinden Dreyvierteltakt eingekleidet wird, und dem Charakter des Tanzes angemessen seyn muß, bestehet aus zwey Reprisen, von denen jede acht Takte enthält, und in dem vierten Takte einen fühlbaren Absatz macht. Die erste Reprise kann sowohl mit einer Cadenz in der Haupttonart, oder in ihrer nächstverwandten Tonart, als auch mit der Halbcadenz der Haupttonart schließen. Um bey diesem Tanze der Musik mehr Mannigfaltigkeit zu geben, hat man mit der Hauptmelodie noch eine zweyte Melodie von der nehmlichen rhythmischen Einrichtung verbunden, die mit jener wechselsweis vorgetragen wird, und zu welcher man gewöhnlich eine der nächstverwandten Tonarten wählt. Weil man ehedem gemeiniglich die Hauptmelodie nur zweystimmig setzte, und sie der ersten und zweyten Violine im Einklange vortragen ließ, so bediente man sich alsdenn, um mehr Mannigfaltigkeit zu erhalten, bey der zweyten des dreystimmigen Satzes, und daher hat diese zweyte Menuet den Namen Trio erhalten.

Schon längst bediente man sich der Melodie der Menuet, so wie der Melodien anderer Tänze, in den so genannten Suiten und Parthien. In der Mitte des verwichenen Jahrhunderts fing man in den südlichen Gegenden von Deutschland an, sie auch in die Sinfonie und in die drey- und mehrstimmigen Sonaten überzutragen, welche Gewohnheit sich erhalten und fast allgemein verbreitet hat. Man ist aber, weil Menuetten dieser Art nicht zum Tanze bestimmt sind, sowohl <951> in Ansehung des Rhythmus, als auch in Ansehung des Zeitmaaßes von der ursprünglichen Einrichtung der Menuet abgewichen, und bindet sich dabey an keine bestimmte Taktzahl und an keinen gleichartigen Rhythmus, und trägt sie auch in einem viel geschwindern Zeitmaaße vor, als sie getanzt werden kann.

Zu den mannigfaltigen Formen, in welchen die Menuet anjetzt in den Sinfonien und Sonatenarten erscheint, hat vorzüglich Haydn Gelegenheit gegeben und dazu die Muster geliefert.

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