Koch: Musikalisches Lexikon

Orchester,

<1099> bezeichnet theils in dem Schauspielhause den vor dem Theater mit einem Geländer eingefaßten Ort, theils in einem Concertsaale diejenige gemeiniglich ein wenig erhöhete Abtheilung desselben, wo die Ausführung der Musik geschieht. Oft braucht man dieses Wort auch uneigentlich, und wendet es auf die an diesem Orte spielenden Tonkünstler selbst an; man sagt daher z.B. das Orchester ist gut zusammen eingespielt, oder das Orchester ist noch nicht versammelt u.s.w.

Der Ort, wo in einem solchen Gebäude das Orchester angelegt ist, und die Beschaffenheit desselben in Ansehung seiner Länge und Breite, besonders aber seiner Erhöhung von dem Fußboden, trägt außerordentlich viel zu der bessern oder schlechtern Wirkung der Musik bey.

<1100> In dem Schauspielhause ist wegen der Oper die Wahl des Ortes zum Orchester, und wegen des Theaters die Höhe desselben von dem Fußboden, nicht willkührlich. Das Orchester muß hier unmittelbar vor dem Theater angebracht werden, und leidet, um die Aussicht der im Parterre befindlichen Zuschauer auf das Theater nicht zu verhindern, keine merkliche Erhöhung von dem Parterre, wodurch allenfalls der Wirkung der Musik in etwas ausgeholfen werden könnte. Hier hängt also, vorausgesetzt, daß das Orchester nach Verhältniß der Anzahl der Tonkünstler den nöthigen Raum habe, und daß die Besetzung der Stimmen der Größe des Gebäudes angemessen, und eine gute Stellung gewählt worden sey, die Wirkung der Musik nicht sowohl von der Anlage des Orchesters, als vielmehr von der Anlage und innern Einrichtung des ganzen Gebäudes ab. So vortheilhaft es für eine hervorstechende und interessante Wirkung der Musik ist, und so sehr es den Vortrag der Sänger und Spieler erleichtert, wenn bey der ersten Anlage und bey der innern Einrichtung eines solchen Gebäudes auf die Reflexion des Schalles Rücksicht genommen wird, so nachtheilig muß es nothwendig für Wirkung und Vortrag seyn, wenn man dieses dem Zufalle überläßt und bloß fürs Auge sorgt, oder durch überhäufte und zwecklose Verzierungen die Dämpfung des Schalles veranlaßt.

Die Alten, die ihre Schauspielhäuser von außerordentlicher Größe baueten, besaßen die Wissenschaft, den Schall durch besondere Kunstmittel zu verstärken; (siehe Vasen,) die richtige Kenntniß und Anwendung dieser Kunstmittel ist aber verloren gegangen.

Weit leichter ist es, der guten Wirkung der Musik in einem zur Ausübung dieser Kunst schicklichen Saale durch die Anlage des Orchesters zu Hülfe zu kommen. Dieses geschieht dadurch, daß das Orchester nach Verhältniß der Höhe des Saales mehr oder weniger von dem Fußboden desselben erhöhet, und so angelegt wird, daß die Zuhörer von den Tonkünstlern in einer der Größe <1101> und Beschaffenheit des Saales angemessenen Entfernung gehalten werden. Ein viereckichter Saal ist durchaus nicht zur Musik geeignet, weil das Orchester, nach dem Verhältnisse der Tiefe, die es in einem Saale von dieser Form erhalten kann, zu breit wird, als daß eine vortheilhafte Stellung der Stimmen statt finden, und die Zuhörer in der nöthigen Entfernung von dem Orchester gehalten werden könnten.

Zu der guten Einrichtung eines Orchesters pflegt man oft auch die zweckmäßige Stellung und Besetzung der Stimmen zu rechnen, und von diesen Gegenständen wird in besondern Artikeln gehandelt.

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