Koch: Musikalisches Lexikon

Tempo rubato,

<1502> heißt eigentlich ein entwendetes Zeitmaaß, oder eine Bewegung, die aus einer andern Taktart entwendet worden ist. (Siehe Imbroglio.) Viele verstehen aber auch unter diesem Ausdrucke diejenige Vortragsart, bey welcher die innerlich langen Noten des Taktes, die eigentlich den Accent bekommen, schwach, <1503> hingegen die innerlich kurzen Noten stark und mit Accente vorgetragen werden; z.B.

Notenbeispiel Sp. 1503

Auch verstehet man unter diesem Ausdrucke dasjenige Verfahren eines Solosängers oder Concertspielers, wo er mit Vorsatz einige nach einander folgende Noten der Melodie so verziehet, daß dadurch eine Verwirrung im Takte zu entstehen scheinet, die er aber sogleich wieder dadurch hebt, daß er die folgenden Noten wieder in der ihnen angemessenen Eintheilung vorträgt. Ein Beyspiel dieser Vortragsart, die man überhaupt nur Virtuosen zu seltenem Gebrauche überlassen muß, läßt sich durch Noten nicht ausdrücken.

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