Koch: Musikalisches Lexikon

Vorspiel, Praeludium.

<1728> Man verstehet darunter insbesondere die Einleitung, die bey dem öffentlichen Gottesdienste auf der Orgel zum Choralgesange gemacht wird, um theils der Gemeinde den Ton anzugeben, aus welchem der Choral gesungen werden soll, theils derselben zuvor die Melodie einzuprägen, im Falle sie nicht ganz gewöhnlich ist, theils und hauptsächlich auch die in dem Liede herrschende Empfindung vorzubereiten.

Die Haupterfordernisse eines solchen Vorspiels sind,

  1. ein der Würde der Gottesverehrung angemessener Styl;
  2. muß es dem Charakter des Chorals oder der in dem Liede herrschenden Empfindung entsprechen, und
  3. nach den besondern Eigenschaften der Orgel einkleidet seyn.

Das Material zu einem guten und zweckmäßigen Vorspiele bestehet entweder aus einer aus der Choralmelodie selbst hergenommenen Tonfolge, die in Ansehung ihrer Figuren und Bewegung der Empfindung des Liedes angepaßt, und länger oder kürzer durchgeführt wird; oder es bestehet aus einem Satze von willkührlichen Tonfolgen, der nicht allein dem Charakter des Chorals entspricht, sondern auch so beschaffen ist, daß er sich mit der Melodie des Chorals vereinigen, oder zur Begleitung derselben schicklich brauchen läßt.

Eine Anleitung zur Verfertigung dieser Art der Vorspiele findet man <1729> in Kittels angehendem praktischen Organisten. Erfurt, 1801.

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