Koch: Musikalisches Lexikon

Zeitmaaß.

<1755> Wenn man von dem Zeitmaaße eines Tonstückes spricht, so verstehet man darunter den Grad der Geschwindigkeit, in welcher die Theile oder Glieder der Taktart, in welche der Satz eingekleidet ist, vorgetragen werden. Jedes Tonstück erfordert, nach Beschaffenheit der Empfindung, die es ausdrückt, einen langsamern oder geschwindern Grad des Zeitmaaßes, welches man, um die Bewegung desselben, so viel als möglich ist, genau bestimmen zu können, in fünf Hauptarten abtheilet, die von dem langsamen bis zum geschwinden Zeitmaaße in nachstehender Ordnung auf einander folgen:

  1. das langsame Zeitmaaß, welches man mit dem Wort largo bezeichnet;
  2. das mäßig langsame Zeitmaaß, welches mit adagio oder lento bezeichnet wird;
  3. das schrittmäßige, oder das zwischen dem langsamen und geschwinden Zeitmaaße das Mittel haltende; man bezeichnet es mit andante;
  4. das muntere und hurtige Zeitmaaß, welches mit allegro, zuweilen auch mit vivace bezeichnet wird, und
  5. <1756> das geschwinde Zeitmaaß, welches man mit presto zu bezeichnen gewohnt ist.

Die richtige Bewegung der Theile oder Glieder des Taktes bey jedem Tonstücke kömmt mit einer von diesen fünf Hauptarten, ohne sehr merkliche Abweichung, überein, und wird oft durch Beywörter noch näher bestimmt, die diesen die Hauptarten bezeichnenden Wörtern beygefügt werden; soll z.E. angezeigt werden, daß das geschwinde Zeitmaaß in einem hohen Grade der Geschwindigkeit ausgeübt werden soll, so pflegt man dem Worte presto den Ausdruck assai beyzufügen u.s.w.

Von der Auffassung des richtigen Zeitmaaßes eines jeden Tonstückes insbesondere ist schon in dem Artikel Adagio gehandelt worden.

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