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Czerny: Briefe über den Unterricht

Vorwort.

<*1> Die Herren Verleger meiner Clavierschule haben den Wunsch geäussert, dass ich die, während meiner vieljährigen Laufbahn als Clavierlehrer angewandte Behandlung meiner Schüler, und die eigenthümliche Art, sie von Schritt zu Schritt zu leiten, auch in Briefform auf eine kurze, klare und ansprechende Art darstellen, und hiebey gerade jene Einzelnheiten berücksichtigen möchte, welche, ihrem Wesen nach, nicht wohl in einer Clavierschule Platz finden können.

Durch das gegenwärtige Büchlein habe ich diesem Auftrage zu entsprechen gesucht, und zwar um so lieber, da die Briefform dem mündlichen Gespräch am nächsten kommt. Es wird dabey vorausgesetzt, als ob ich ein talentvolles und gebildetes Fräulein von ungefähr 12 Jahren, welches auf dem Lande entfernt wohnt, in kurzen, freundschaftlichen und muntern Briefchen fortschreitend auf Alles das aufmerksam zu machen hätte, was zum bessern Verständniss und Benützen der in jeder Fortepianoschule enthaltenen Regeln dienen kann.

Es wird ferner angenommen, dass ein jeder Brief dem Vorhergehenden, in dem Zeitraume <*2> von ungefähr 8 bis 10 Wochen nachfolgt, so dass der Schüler hinreichend Zeit hat, alle gegebenen Regeln anwenden und praktisch benützen zu lernen.

Und so schreitet der hier gegebene Unterricht von den ersten Anfangsgründen bis zur höhern Ausbildung ungezwungen fort, indem die letzten Briefe auch über den Generalbass so viele Aufklärungen geben, als der bestimmte Umfang dieses Büchleins erlaubt hat, um dem Schüler ein späteres Studium der musikalischen Theorie zu erleichtern und verständlich zu machen.

Demnach hoffe ich, dass ein oftmaliges, aufmerksames Durchlesen dieses Werkchens, und eine wohlverstandene Benützung aller hier gegebenen Regeln den Schülern jedes Alters, und in allen Epochen des Unterrichts, von Nutzen seyn wird, da in demselben überdiess die Trockenheit gewöhnlicher Lehrbücher möglichst vermieden, und jeder Gegenstand der Fassungskraft des Schülers, (von welchem Alter er auch seyn mag,) nahe gebracht worden ist.

Obwohl diese Briefe als eine Zugabe zu meiner eigenen Fortepianoschule geschrieben worden sind, so können sie doch auch natürlicherweise bey jeder andern Methode, und folglich überhaupt als ein nicht unwillkommenes Hilfsmittel für alle Schüler benützt werden.

Carl Czerny.

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