Übersicht
Tonartencharakteristik
Dieser Beitrag steht als gepackter PDF auch zum Download (ca. 200 kb) bereit.
Tonartencharakteristik
Die Moll-Tonarten
a-Moll
-
(Bartolus 1614):
Zum Exempel, dass das A der Veneris Thon sey, so versuche es einer mit einem stücke oder gesange, der aus dem A gehet, das ist, dessen Bassus vnd Discant aus dem A oder a anfahen, auch darein in den clausulen stets fallen, vnd darinnen sich auch enden, So wird er aussdrücklich befinden, dass es so ein lieblicher, anmuthiger, vnd sittsamer werbischer freundlicher thon sey, dass er auch das gemüth des zuhörenden menschen zu einer rechten lustigen, sittsamen frölichkeit vnd freudigkeit beuget, vnd sonderlich die buhlerischen Naturen. so sehr beweget, dass dergleichen ihm kein anderer Thon oder gesang aus einem andern clave gesetzet, nachthun kann. Denn eben solche freundliche, holdselige vnd liebreiche affecten erwecket auch der Planeta Venus in denen Leuten, die vnter ihr gebohren seynd.
-
(Charpentier 1690):
Tendre et Plaintif
[zärtlich und klagend]
-
(Rousseau 1691):
[...] pour le serieux [...]
[für das Ernsthafte]
-
(Masson 1697):
[...] pour faire quelque priere ou quelque demande avec ferveur [...]
[um Gebete oder nachdrückliche Bitten zu vertonen]
-
(Mattheson 1713, S. 238):
etwas klagend / ehrbar und gelassen / it. [d.h.] zum Schlaff einladend; aber
gar nicht unangenehm dabey. Sonst zu CLAVIER und INSTRUMENTAL-Sachen sonderlich
geschickt [...] ein Mitleiden zu erwecken. KIRCH. [Athanasius Kircher, Musurgia
universalis, 1650] "[...] Dieser Tohn hat einen prächtigen und ernsthafften
AFFECT, so daß er doch dabey zur Schmeicheley gelencket werden mag.
Ja die Natur dieses Tohnes ist recht mäßig / und kan fast zu allerhand
Gemüths=Bewegungen gebraucht werden. Ist dabey gelinde und über
die massen süsse.. [...]"
-
(Stössel 1737, S. 71):
Soll einen prächtigen und ernsthafften Affect haben, so, dass er doch
dabey zur Schmeicheley gelencket werden mag. Ja die Natur dieses Tons ist
recht mäßig [gemäßigt], und kan fast zu allerhand
Gemüths-Bewegungen gebraucht werden. Ist dabey gelinde und über
die massen süsse.
-
(Quantz 1752, S. 138):
A moll, C moll, Dis Dur [gemeint ist wahrscheinlich es-moll], und F moll,
drücken den traurigen Affect viel mehr aus, als andere Molltöne:
weswegen sich denn auch die Componisten mehrentheils, zu dieser Absicht,
gedachter Tonarten zu bedienen pflegen. Hingegen werden die übrigen
Moll= und Durtöne, zu den gefälligen, singenden, und ariosen
Stücken gebrauchet.
-
(Ribock 1783):
A moll [halte ich] fuer die schlechteste Tonart von allen, so schlaefrig,
phlegmatisch, daß sie, als Tonica, vielleicht am wenigsten zu gebrauchen
ist.
-
(Schubart 1784/85, S. 377):
fromme Weiblichkeit und Weichheit des Charakters.
-
(Grétry 1797):
la plus naive de toutes
[die natürlichste Tonart von allen]
-
(Knecht 1803):
traurig
-
(Hoffmann 1815):
A moll (harpeggiando-dolce): Warum fliehst du, holdes Mädchen? Vermagst
du es denn, da dich überall unsichtbare Bande festhalten? Du weißt
es nicht zu sagen, nicht zu klagen, was sich so in deine Brust gelegt hat
wie ein nagender Schmerz und dich doch mit süßer Lust durchbebt?
Aber alles wirst du wissen, wenn ich mit dir rede, mit dir kose in der
Geistersprache, die ich zu sprechen vermag und die du so wohl verstehst!
-
(Hand 1837):
[...] So hat diese Tonart einen [...] Charakter, der überall nur Hingebung
verräth, in der Heiterkeit sich anschmiegt und in dem Schmerze nicht
widerstrebt, noch auch trostlos verzagt. Das Gefühl der Buße kann
kein mehr entsprechendes Organ finden [...]
-
(Berlioz 1856):
Assez sonore, doux, triste, assez noble
[recht vollklingend, süß, traurig, verhältnismäßig
erhaben]
as-Moll
-
(Hoffmann 1815):
As moll=Akkord (mezzo forte): Ach! - sie tragen mich ins Land der ewigen
Sehnsucht, aber wie sie mich erfassen, erwacht der Schmerz und will aus der
Brust entfliehen, indem er sie gewaltsam zerreißt.
-
(Berlioz 1856):
Très sourd, triste, mais noble
[sehr gedämpft, traurig, aber erhaben]
b-Moll
-
(Charpentier 1690):
Obscur et terrible
[unklar und schrecklich]
-
(Schubart 1784/85, S. 378):
Ein Sonderling, mehrentheils in das Gewand der Nacht gekleidet. Er ist etwas
mürrisch, und nimmt höchst selten eine gefällige Miene an.
Moquerien [Vorwürfe] gegen Gott und die Welt; Mißvergnügen
mit sich und allem; Vorbereitung zum Selbstmord - hallen in diesem Tone.
-
(Hand 1837):
[...] Es kann ein heftiger Seelenschmerz darin gemalt werden [...]; doch
ist meistens etwas beigemischt, was den Mangel des innern Friedens und ein
Zerfallen in sich selbst beurkundet. Daher haben Künstler sie zur
Bezeichnung das ironischen Hohns der boshaften Intrigue, der frivolen Ironie
gewählt und Mephistopheles Gefühle darin dargestellt [...]
-
(Berlioz 1856):
Sombre, sourd, rauque, mais noble
[düster, gedämpft, heiser, aber erhaben]
c-Moll
-
(Charpentier 1690):
Obscur et Triste
[Undeutlich und traurig]
-
(Rousseau 1691):
Pour les plaintes & tous les sujets lamentables [...]
[Für Klagen und andere klagende Themen]
-
(Masson 1697):
[...] propre pour de sujets plaintifs [...]
[geeignet für klagende Themen]
-
(Mattheson 1713, S. 244):
ist ein überauslieblicher [!] dabey auch TRISTER [trauriger] Tohn /
weil aber die erste QUALITÉ gar zu sehr bey ihm PRAEVALIREN
[überwiegen] will / und man auch des süssen leicht
überdrüßig werden kan / so ist nicht übel gethan / wenn
man dieselbe durch etwas munteres oder ebenträchtiges MOUVEMENT [Bewegung]
ein wenig mehr zu beleben trachtet / sonst mögte einer bey seiner
Gelindigkeit leicht schläffrich werden. Soll es aber eine PIEÇE
seyn / die den Schlaff befördern muß / so kan man diese REMARQUE
[Bemerkung] sparen / und natürlicher Weise bald zum Zweck gelangen.
-
(Quantz 1752, S. 138):
A moll, C moll, Dis Dur [gemeint ist wahrscheinlich es-moll], und F moll,
drücken den traurigen Affect viel mehr aus, als andere Molltöne:
weswegen sich denn auch die Componisten mehrentheils, zu dieser Absicht,
gedachter Tonarten zu bedienen pflegen. Hingegen werden die übrigen
Moll= und Durtöne, zu den gefälligen, singenden, und ariosen
Stücken gebrauchet.
-
(Quantz 1752, S. 203):
[...] um so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley,
Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten
weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey
und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten,
als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles
beytragen können.
-
(Ribock 1783):
C moll halte ich fuer den allerzaertlichsten, weiblich edelsten, schmachtendsten
[Ton] , und vergleiche ihn mit der Farbe der blaesseren Rose, und auch mit
dem Geruche derselben, wenn es erlaubt ist, und man nicht gar zu heftig lachen
will, wenn ich noch einen Sinn zu Huelfe nehme.
-
(Schubart 1784/85, S. 377f):
Liebeserklärung, und zugleich Klage der unglücklichen Liebe. -
Jedes Schmachten, Sehnen, Seufzen der liebetrunknen Seele, liegt in diesem
Tone.
-
(Grétry 1797):
pathétique
[leidenschaftlich]
-
(Knecht 1803):
tiefjammernd
-
(Hoffmann 1815):
C moll=Akkorde (fortissimo hintereinander fort): Kennt ihr ihn nicht? - Kennt
ihr ihn nicht? - Seht, er greift mit glühender Kralle nach meinem Herzen!
- er maskiert sich in allerlei tolle Fratzen - als Freijäger Konzertmeister
- Wurmdoktor - ricco mercante er schmeißt mit Lichtscheren in die Saiten,
damit ich nur nicht spielen soll! - Kreisler - Kreisler raffe dich auf! -
Siehst du es lauern, das bleiche Gespenst mit den rot funkelnden Augen -
die krallichten Knochenfäuste aus dem zerrissenen Mantel nach dir
ausstreckend? - die Strohkrone auf dem kahlen glatten Schädel
schüttelnd! - Es ist der Wahnsinn - Johannes halte dich tapfer. - Toller,
toller Lebensspuk, was rüttelst du mich so in deinen Kreisen? Kann ich
dir nicht entfliehen? - Kein Stäubchen im Universum, auf das ich, zur
Mücke verschrumpft, vor dir, grausiger Quälgeist, mich retten
könnte? - Laß ab von mir! - ich will artig sein! ich will glauben,
der Teufel sei ein Galanthuomo von den feinsten Sitten! - hony soit qui mal
y pense - ich verfluche den Gesang, die Musik - ich lecke dir die
Füße wie der trunkne Kaliban - nur erlöse mich von der Qual
- hei, hei, Verruchter, du hast mir alle Blumen zertreten - in schauerlicher
Wüste grünt kein Halm mehr - tot - tot - tot -.
-
(Rochlitz 1824, S. 187):
Pathetisch
-
(Hand 1837):
c-moll: [...] Ausdruck der Wehmuth, der Trauer, [...] des Verlangens nach
Trost [...] Aber auch dem Grabgesang kann diese Tonart dienen [...]
-
(Berlioz 1856):
Sombre, peu sonore
[düster, wenig klangvoll]
cis-Moll
-
(Schubart 1784/85, S. 379):
Bußklage, trauliche Unterredung mit Gott; dem Freunde; und der Gespielinn
des Lebens; Seufzer der unbefriedigten Freundschaft und Liebe liegen in seinem
Umkreis.
-
(Knecht 1803):
Verzweiflung ausdrückend
-
(Hand 1837):
[...] wird die Wehmuth, die seufzende Sehnsucht, [...] aber auch die Innigkeit
des Mitgefühls wählen [...]
-
(Berlioz 1856):
Tragique, sonore, distingué
[tragisch, klangvoll, vornehm]
d-Moll
-
(Charpentier 1690):
Grave et Devot [Ernst und feierlich]
-
(Rousseau 1691):
[...] pour le serieux [...]
[Für das Ernsthafte]
-
(Masson 1697):
De la re à je ne scay quoy de grave mêlé de
gayeté.
[Aus unerfindlichem Grund ist die Schwermut mit Freude durchmischt.]
-
(Mattheson 1713, S. 236):
Wenn man nun [...] D.MOLL, [...] wol untersuchet / [...] so wird man befinden
/ daß er etwas DEVOTES [Demütiges], ruhiges / dabey auch etwas
grosses / angenehmes und zufriedenes enthalte; dannenhero derselbe in
Kirchen=Sachen die Andacht / in COMMUNI VITA [im weltlichen Leben] aber die
Gemüths=Ruhe zu befördern CAPABLE [in der Lage] sey; wiewohl solches
alles nichts hindert / daß man nicht auch was ergetzliches / doch nicht
sonderlich hüpfendes / sondern fliessendes / mit SUCCES [Erfolg] aus
diesem Tohne setzen könne [...] zum Heroischen oder Helden=Gedichte
ist er am bequemesten. Denn er hat nebst der Hurtigkeit [S. 237] eine wunderbare
GRAVItät [Würde] &c. [...] ARISTOTELES nennet ihn: ernsthafft
und beständig. [...]
-
(Schubart 1784/85, S. S. 377):
schwermüthige Weiblichkeit, die Spleen und Dünste brütet.
-
(Grétry 1797):
mélancolique
[melancholisch]
-
(Knecht 1803):
sanft traurend
-
(Hand 1837):
[...] Klage der beengten, aber nicht kraftlosen Brust [...], zugleich [behandelt
die Tonart] aber auch den heftigen, herzzerschneidenden Schmerz [...]
-
(Berlioz 1856):
Lugubre, sonore un peu commun
[düster, klangvoll, ein wenig gewöhnlich]
e-Moll
-
(Bartolus 1614):
Das E ist des Saturno Thon, vnd desshalben gleich wie Saturnus in einem Menschen die Traurigkeit, melancholey und das mitleiden erwecket, Also machet dieser Thon auch eine sehr traurige, sehnliche, vnd betrübhaffte nielodey, davon das Gemüth des Menschen gar nieder geleget vnd traurig wird, vnd mancher Mensche auch offt dadurch zu weinen gebracht wird, Vnd wenn man einen lustigen Menschen wil traurig machen, so singe oder spiele nur eine Melodey aus diesem Thone, so wird sich sein lustiger muth bald legen.
-
(Charpentier 1690):
Effeminé Amoureux et Plaintif
[Weichlich, liebend und traurig]
-
(Rousseau 1691):
[...] pour le tendre
[für das Zärtliche]
-
(Mattheson 1713, S. 239):
kan wol schwerlich was lustiges beygeleget werden / man mache es auch wie
man wolle / weil er sehr PENSIF, tieffdenckend / betrübt und traurig
zu machen pfleget / doch so / daß man sich noch dabey zu trösten
hoffet. Etwas hurtiges mag wol daraus gesetzet werden / aber das ist darum
nicht gleich lustig. KIRCH. sagt: [...] Er liebt die Betrübniß
und den Schmerz. [...] dem LUCIANO scheinet er ungestümer Eigenschafft;
dem GLOREANO [Glarean] wehklagend.
-
(Quantz 1752, S. 203):
[...] um so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley,
Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten
weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey
und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten,
als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles
beytragen können.
-
(Ribock 1783):
Blaßorange
-
(Schubart 1784/85, S. 380):
Naive, weibliche unschuldige Liebeserklärung, Klage ohne Murren; Seufzer
von wenigen Thränen begleitet; nahe Hoffnung der reinsten in C dur sich
auflösenden Seligkeit spricht dieser Ton. Da er von Natur nur Eine Farbe
hat; so könnte man ihn mit einem Mädchen vergleichen, weiß
gekleidet, mit einer rosenrothen Schleife am Busen. Von diesem Tone tritt
man mit unaussprechlicher Anmuth wieder in den Grundton C dur zurück,
wo Herz und Ohr die vollkommenste Befriedigung finden.
-
(Grétry 1797):
peu mélancolique
[ein wenig traurig]
-
(Knecht 1803):
zaertlich klagend
-
(Hand 1837):
[...] spricht immer ein bedingtes Leben, den Unbestand der Dinge, die Klage
des Mitgefühls aus [...]
-
(Berlioz 1856):
Criard, avec une tendance commune
[schreiend, mit einem Hang zum Gewöhnlichen]
es-Moll
-
(Charpentier 1690):
Horrible Affreux
[abschreckend, ängstigend]
-
(Quantz 1752, S. 138):
A moll, C moll, Dis Dur [gemeint ist wahrscheinlich es-moll], und F moll,
drücken den traurigen Affect viel mehr aus, als andere Molltöne:
weswegen sich denn auch die Componisten mehrentheils, zu dieser Absicht,
gedachter Tonarten zu bedienen pflegen. Hingegen werden die übrigen
Moll= und Durtöne, zu den gefälligen, singenden, und ariosen
Stücken gebrauchet.
-
(Schubart 1784/85, S. 378):
Empfindungen der Bangigkeit des aller tiefsten Seelendrangs; der
hinbrütenden Verzweiflung; der schwärzesten Schwermuth, der
düsteren Seelenverfassung. Jede Angst, jedes Zagen des schaudernden
Herzens, athmet aus dem gräßlichen Es moll. Wenn Gespenster sprechen
könnten; so sprächen sie ungefähr aus diesem Tone.
-
(Hand 1837):
[... senkt] Schauer des Heiligen in die Seele [...] Als Dis moll mag die
Zeichnung schärfer und der Ausdruck greller hervortreten [...]
-
(Berlioz 1856):
Très terne et très triste
[sehr ermattet und sehr traurig]
f-Moll
-
(Charpentier 1690):
Obscur et plaintif
[unklar und klagend]
-
(Rousseau 1691):
Pour les plaintes & tous les sujets lamentables [...]
[Für Klagen und andere klagende Themen]
-
(Masson 1697):
triste & lugubre [...]
[traurig und düster]
-
(Mattheson 1713, S. 248):
scheinet eine gelinde und gelassene / wiewol dabey tieffe und schwere / mit
etwas Verzweiflung vergesellschaffte / tödliche Hertzens=Angst vorzustellen
und ist über die massen beweglich. Er drücket eine schwartze
hülflose MELANCHOLIE schön aus / und will dem Zuhörer bisweilen
ein Grauen oder einen Schauder verursachen.
-
(Quantz 1752, S. 138):
A moll, C moll, Dis Dur [es-moll?], und F moll, drücken den traurigen
Affect viel mehr aus, als andere Molltöne: weswegen sich denn auch die
Componisten mehrentheils, zu dieser Absicht, gedachter Tonarten zu bedienen
pflegen. Hingegen werden die übrigen Moll= und Durtöne, zu den
gefälligen, singenden, und ariosen Stücken gebrauchet.
-
(Quantz 1752, S. 203):
[...] um so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley,
Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten
weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey
und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten,
als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles
beytragen können.
-
(Schubart 1784/85, S. 378):
tiefe Schwermuth, Leichenklage, Jammergeächz, und grabverlangende Sehnsucht.
-
(Grétry 1797):
la plus pathétique de toutes
[die leidenschaftlichste Tonart von allen]
-
(Knecht 1803):
hoechster Ausdruck des Schmerzens
-
(Hand 1837):
[...] ist dagegen [zu F-Dur] eine schauerliche Tonart zum Ausdruck [...]
der Trauer und des tiefen Leidens, aber auch der Bangigkeit [...]
-
(Berlioz 1856):
Peu sonore, sombre, violent
[wenig klangvoll, düster, grausam]
fis-Moll
-
(Mattheson 1713, S. 251):
ob er gleich zu einer grossen Betrübniß leitet / ist dieselbe
[Tonart] doch mehr LANGUISSANT [ermattet] und verliebt als LETHAL [ersterbend];
es hat sonst dieser Tohn etwas ABANDONIrtes [Verlorenes] / SINGULIEres [Einsames]
und MISANTHROPIsches [den Menschen Abgewandtes] an sich.
-
(Ribock 1783):
tiefes, gutes Dunkelblau
-
(Schubart 1784/85, S. 379):
ein finsterer Ton; er zerrt an der Leidenschaft, wie der bissige Hund am
Gewande. Groll und Mißvergnügen ist seine Sprache. Es scheint
ihm ordentlich in seiner Lage nicht wohl zu seyn; daher schmachtet er immer
nach der Ruhe von A dur, oder nach der triumphierenden Seligkeit von D dur
hin.
-
(Grétry 1797):
mineure conserve encore un peu de dureté
[besitzt trotz des moll-charakters ein wenig Härte]
-
(Knecht 1803):
melancholisch
-
(Hand 1837):
[...] ein ernster [...] Ton [...], in welchem der tobende Schmerz, die herbe
Unlust, der Mismuth, bitterer Ernst und auch der Groll spricht [...]
-
(Berlioz 1856):
Tragique, sonore, incisif
[tragisch, vollklinend, schneidend]
g-Moll
-
(Charpentier 1690):
Serieux et Magnifique
[ernst und großartig]
-
(Rousseau 1691):
[...] pour le triste
[für das Traurige]
-
(Masson 1697):
[...] plein de douceur & de tendresse [...]
[voller Süße und Zärtlichkeit]
-
(Mattheson 1713, S. 237):
ist fast der allerschöneste Tohn / weil er nicht nur die den [dem] vorigen
[d-moll] anhängende ziemliche Ernsthafftigkeit mit einer muntern
Lieblichkeit vermischet / sondern eine ungemeine Anmuth und Gefälligkeit
mit sich führet / dadurch er wol zu zärtlichen / als erquickenden
/ so wol zu sehnenden als vergnügten; mit kurtzen beydes zu
mäßigen Klagen und TEMPERIrter [maßvoller] Frölichkeit
bequem und überaus FLEXIBLE ist. [S. 238] KIRCHERUS urtheilet also davon:
[...] "Er führe eine züchtige und andächtige Freudigkeit bey
sich / sey frölich und voller ernsthafften Sprünge."
-
(Vogler 1781):
Das weiche G[-moll] ist schon schwermuethiger als das traurige weiche D[-moll]
u.s.w.
-
(Ribock 1783):
die Klage einer edeln Matrone, die aber die jugendliche Schoenheit nicht
mehr hat, und mithin die Theilnehmung nicht mehr wirkt, als C moll. Ihre
correspondirende Farbe und Geruch sind: Purpur und Violen.
-
(Schubart 1784/85, S. 377):
Mißvergnügen, Unbehaglichkeit, Zerren an einem verunglückten
Plane; mißmuthiges Nagen am Gebiß; mit einem Worte, Groll und
Unlust.
-
(Grétry 1797):
la plus pathétique après celle de fa tierce mineure
[die leidenschaftlichste nach f-moll]
-
(Knecht 1803):
ruehrend
-
(Hand 1837):
[...] In dieser Tonart einigt sich Wehmuth und Freude, Schwermuth und Heiterkeit;
so stellt sie die Grazie, auf deren Blick ein Zug Schwermuth ruht, das Erhabene
in romantischer Färbung, das Tragischsentimentale dar [...] Liegt in
ihr Leidenschaftliches ausgeprägt, so besteht es noch in der reinsten
Besonnenheit, erscheint nicht abentheuerlich, nicht ausschweifend; das Erhabene
hält es aufrecht, und Schönheit verklärt es zu dem
liebenswürdigsten Wesen. Das Ganze aber durchdringt Ein geheimer Schmerz,
selbst wo die Gefühle lebendige Regung und helleren Schwung gewinnen,
umzieht sie ein Duft der Wehmuth [...] Andere Zwecke werden freilich auch
auf Trost in Leiden hinführen, Andere die Wonne in Thränen bezeichnen
[...]
-
(Berlioz 1856):
Mélancolique, assez sonore, doux
[melancholisch, recht klangvoll, süß]
gis-Moll
-
(Schubart 1784/85, S. 379):
Griesgram, gepreßtes Herz bis zum Ersticken; Jammerklage, die im
Doppelkreuz hinseufzt; schwerer Kampf, mit einem Wort, alles was mühsam
durchdringt, ist dieses Tons Farbe.
-
(Berlioz 1856):
Peu sonore, triste, distingue
[wenig klangvoll, traurig, vornehm]
h-Moll
-
(Charpentier 1690):
Solitaire et melancolique
[einsam und traurig]
-
(Mattheson 1713, S. 250f):
ist BIZARRE, unlustig und [S. 251] MELANCHOLIsch; deswegen er auch selten
zum Vorschein kommet / und mag solches vielleicht die Ursache seyn / warum
ihn die Alten aus ihren Clöstern und Zellen so gar verbannet haben /
daß sie sich auch seiner nicht einmahl erinnern mögen.
-
(Quantz 1752, S. 203):
[...] um so wohl den Affect der Liebe, Zärtlichkeit, Schmeicheley,
Traurigkeit, auch wohl, wenn der Componist ein Stück darnach einzurichten
weis, eine wütende Gemüthsbewegung, als die Verwegenheit, Raserey
und Verzweifelung, desto lebhafter auszudrücken: wozu gewisse Tonarten,
als: E moll, C moll, F moll, Es dur, H moll, A dur, und E dur, ein Vieles
beytragen können.
-
(Schubart 1784/85, S. 379f):
Ist gleichsam der Ton der Geduld, der stillen Erwartung seines Schicksals,
und der Ergebung in die göttliche Fügung. Darum ist seine Klage
so sanft, ohne jemahls in beleidigendes Murren, oder Wimmern auszubrechen.
Die Applicatur [der Fingersatz] dieses Tons ist in allen Instrumenten ziemlich
schwer; deßhalb findet man auch so wenige Stücke, welche
ausdrücklich in selbigen gesetzt sind.
-
(Grétry 1797):
ingenué
[unbefangen]
-
(Knecht 1803):
duestern
-
(Berlioz 1856):
Très sonore, sauvage, âpre, sinistre, violent
[sehr vollklingend, wild, herb, finster, brutal]