Türk: Klavierschule

Kap. 4, Abs. 3 (a)

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3. Abschnitt. Von den wesentlichen Manieren, die durch ein bestimmtes Zeichen angedeutet werden.

(a) Von dem Triller überhaupt. [§. 27-32]

<252> §. 27. Der Triller (das Trillo, Tremblement) besteht aus einer mehrmaligen gleich geschwinden Abwechselung zweyer Töne, die sich, der Vorzeichnung oder den beygefügten Versetzungszeichen zur Folge, wie eine große (a) oder kleine (b) Sekunde zu einander verhalten. Der tiefere dieser beyden Töne wird von Einigen, wiewohl nicht ganz richtig, der Hauptton genannt; (dafür würde ich lieber der vorgeschriebene Tonb &c. sagen) der höhere heißt der Hülfston.

[...]

<253> §. 28. Wenn der Triller die wichtigsten Erfordernisse haben soll, so muß jeder einzelne Ton desselben deutlich, und Einer dem Andern in Ansehung der Stärke und Lände (oder Dauer) gleich seyn. Daher wäre die Ausführung bey (a) und (b) fehlerhaft.

Um nicht in den eben angezeigten Fehler zu verfallen, hebe man jeden Finger gleich hoch auf. Dies ist überhaupt, vorzüglich aber bey der Uebung des Trillers nothwendig. Nur entferne man die Finger nicht zu weit von den Tasten, damit nicht die nöthige Geschwindigkeit dadurch gehindert, und der Triller zu hart (hackend) werde. Läßt man die Finger beynahe auf den Tasten leigen, so sprechen die Töne nicht deutlich an, und fließen gleichsam in einander.

§. 29. Der zu einem Triller erforderliche Grad der Geschwindigkeit läßt sich nicht ganz genau bestimmen, weil man dabey auf gewisse Dinge Rücksicht zu nehmen hat. Diese Nebenumstände abgerechnet, möchte in einem ALLEGRO <254> ASSAI etwa die Ausführung bey (a) zu wählen seyn; da hingegen bey (b) eine langsamere Bewegung vorausgesetzt wird.

[...]

§. 30. In Ansehung der Stärcke und Schwäche hat man sich bey dem Triller nach dem Charakter des Tonstückes überhaupt, ins besondere aber nach dem jedesmal auszuführenden Gedanken zu richten. Erfordert dieser einen nachdrücklichen Vortrag, so muß auch der Triller stark und feurig angeschlagen werden, da man hingegen bey matten &c. Stellen einen starken Triller sehr zur Unzeit anbringen würde.

Damit der Schüler den Triller in jedem Grade der Stärke schlagen lerne, so lasse man ihn diese Manier mit ab= und zunehmender Stärke üben, doch so, daß dabey die Bewegung nicht abgeändert werde.

<255> §. 31. Der Triller ist ohne Zweifel die schwerste Manier, ich habe daher schon in der Einleitung §. 35. angerathen, ihn gleich in den ersten Stunden fleißig zu üben. Hier bemerke ich nur noch, daß man diese Uebung zuerst mit dem zweyten und dritten, alsdann aber mit dem dritten und vierten Finger der rechten Hand vornimmt. Bey mehrerer Fertigkeit übt man den Triller auch mit den übrigen Fingern. Gesetzt er geriethe damit nie ganz nach Wunsch, so werden doch dadurch die Finger nach und nach so gelenk und stark, daß man gewisse schwere und dem Triller ähnliche Passagen mit leichter Mühe bezwingen kann. Ueberdies hängt es nicht immer von dem Spieler ab, mit welchen Fingern er den Triller schlagen will. (Siehe §. 44 ff.) Auch sogar die lnke Hand darf in der Folge mit der erwähnten Uebung nicht ganz verschont werden; nur kann man hierin den Triller etwa zuerst mit dem zweyten und dritten, hernach aber mit demersten und zweyten Finger üben. Die Schwierigkeit dieser Manier wird dadurch noch vermehrt, daß man sehr vielerley Arten von Trillern eingeführt hat, die mehr oder weniger von einander abweichen.

[...]

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