Koch: Musikalisches Lexikon

Strenge Schreibart.

<1447> So nennet man denjenigen Styl, bey welchem nicht allein wegen seines ernsthaften Charakters die mechanischen Regeln des Satzes auf das genaueste <1448> beobachtet werden müssen, und die melodischen Theile nicht so locker an einander gereihet werden dürfen, wie in der galanten Schreibart, sondern bey welchem ein melodischer Satz vermittelst mancherley Versetzungen und Nachahmungen durchgeführt wird. Geschieht die Durchführung dieses Satzes nach einer gewissen bestimmten Form, oder nach gewissen festgesetzten Regeln, so entstehet das Kunstprodukt, welches man Fuge nennet; wird hingegen der Hauptsatz nach einer willkührlichen Form, und nicht nach den besondern Regeln der Fuge behandelt, so hat man für ein solches Tonstück keinen besondern Kunstnamen festzgesetzt; gemeiniglich giebt man ihm alsdenn den Namen eines fugenartigen Satzes. Die besondern Regeln der strengen Schreibart findet man in den dahin einschlagenden Artikeln, z.B. in den Artikeln Dissonanz, Vorbereitung, doppelter Contrapunkt, Fuge u.s.w. zerstreuet. Siehe Schreibart [Styl].

Von der Behandlung des Satzes in dieser Schreibart sind übrigens die mechanischen Regeln desselben abgezogen, die man in den Lehrbüchern der Harmonie findet, und die daher in Tonstücken, die nicht in diesem Style geschrieben sind, mannigfaltige Ausnahmen leiden.

Siehe übrigens die Artikel Contrapunkt und Doppelter Contrapunkt.

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