Barz, Paul:
Die Menschen von Versailles. Biographie eines Schlosses. München (Diana) o.J. [vergriffen]
Der französische Barock ist nicht so sehr Lebensgefühl als vielmehr Ausdruck einer politischen Idee. Versailles ist sinnfälliger Ausdruck des absolutistischen Weltbildes. Das höfische Leben ist bis in seine kleinsten Verästelungen auf Ludwig XIV. ausgerichtet. Und ebenso haben auch alle Künste, selbst die katholischen Zeremonien nur eine Aufgabe: den einzigartigen Rang des Sonnenkönigs zu unterstreichen. Im Vergleich zu Elias‘ Soziologie der „Höfischen Gesellschaft“ bleibt Barz eher an der Oberfläche, dafür ist er aber auch leichter zu lesen.
Beuys, Barbara;
Florenz. Stadtwelt – Weltstadt. Urbanes Leben von 1200 bis 1500. Reinbek (Rowohlt) 1992.
Florenz ist die Stadt der Schönen Künste – gefördert durch das selbstlose Mäzenatentum der Familie Medici. Daß es sich bei diesem Klischee um eine höchst erfolgreiche PR-Aktion des Medici-Propagandisten Giorgio Vasari aus dem 15. Jahrhundert (!) handelt, ist nur den wenigsten bekannt. Der Familie Medici ging es vor allem um eines: Erhalt und Mehrung der eigenen Macht, notfalls auch auf Kosten des Allgemeinwohls. Und dafür bediente man sich auch gerne der Künstler.
Beuys, Barbara:
Familienleben in Deutschland. Neue Bilder aus der deutschen Vergangenheit. Reinbek (Rowohlt) 1980.
Chaunu, Pierre:
Europäische Kultur im Zeitalter des Barock. Frankfurt/Main (Fischer) 1989. (= Fischer TB 7421).
Die neuere französische Geschichtswissenschaft zeichnet sich dadurch aus, daß sie politische Geschichte, Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte als eine Einheit betrachtet. Entsprechend geht es auch Chaunu nicht in erster Linie um geschlagene Schlachten und gebrochene Verträge, sondern um die geistigen Strömungen des Barockzeitalters.
Durant, Will & Ariel:
Kulturgeschichte der Menschheit. 18 Bde. Berlin (Ullstein) 1977 ff.
Mit leichter Feder geschrieben breitet Durant hier ein Panorama der Weltgeschichte aus. Der Fokus liegt jeweils auf einzelnen Persönlichkeiten – Herrschern, Feldherrn, Geistesgrößen und Künstlern –, um die herum in Anekdoten, Episoden und Fakten die historischen Ereignisse drapiert werden. Der amerikanische populärwissenschaftliche Gestus ist unverkennbar: nicht sonderlich tiefschürfend, aber in der holzschnittartigen Zuspitzung manchmal sehr erhellend und in jedem Falle unterhaltsam.
Elias, Norbert:
Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1983. (= stw 423).
Ähnlich wie Barz‘ Menschen von Versailles beschreibt auch Elias die soziologischen Bedingungen am Hofe des Sonnenkönigs. Elias wertet zahlreiche zeitgenössische Berichte und Tagebücher aus, um seine These zu belegen, daß Versailles Ausdruck eines subtilen Machtkampfes ist zwischen absolutistischem Zentralismus und aristokratischer Autonomie.
Hauskeller, Michael:
Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von Platon bis Danto. München (Beck) 1998 (= Beck’sche Reihe 1254).
Nie zuvor herrschte eine solche Unsicherheit wie heute hinsichtlich der Frage, welche Dinge als Kunst gelten dürfen und welche nicht. Verdutzt steht man oft im Museum und fragt sich: Sollte dies wirklich Kunst sein? Offenbar wird es von manchen dafür gehalten, sonst wäre es nicht dort, aber wir haben keine Ahnung, warum. Zur Beurteilung fehlt uns ganz einfach der Maßstab, ein Begriff davon, was Kunst ist. Dieses Buch stellt 16 verschiedene Theorien vor, die durch die Jahrhunderte der Frage nachgehen, was es mit der Kunst auf sich hat. Die brillanten kurzen Essays sind erstmals in der Frankfurter Rundschau erschienen. Zusammen ergeben sie eine kleine Geschichte der Ästhetik, knapp, pointiert und allgemein verständlich.
Huizinga, Jan:
Herbst des Mittelalters. Stuttgart (Kröner) 11/1975.
Während das 14. und 15. Jahrhundert gemeinhin als das Zeitalter der Renaissance gilt, legt Huizinga dar, daß zumindest für den burgundischen Kulturraum das mittelalterliche Denken weitaus prägender war. Religiöser Mystizismus, höfische Minne, der Umgang mit Leben und Tod: All dies atmet nicht den Geist eines neuen Welt- und Menschenbildes, sondern ist die höchste Verfeinerung althergekommener Traditionen – ein letztes Aufflackern vor dem endgültigen Erlöschen. Die meisterhafte Schilderung spätmittelalterlicher Lebens- und Geistesformen am Beispiel des damals tonangebenden Hofs von Burgund zählt zu den bedeutendsten Leistungen der Kulturgeschichtsschreibung und gilt als Musterbeispiel moderner Mentalitätsgeschichte.
Pernoud, Régine:
Königin der Troubadoure. Eleonore von Aquitanien. Düsseldorf (Diederichs) 1966.
Eleonore ist Enkelin des ersten, namentlich in der Literaturgeschichte erwähnten Troubadours und Erbtochter Wilhelms X. von Aquitanien. Mit 15 Jahren wird sie als Gattin Ludwigs VII. Königin von Frankreich, später heiratet sie Heinrich II. von England. Einer ihrer Söhne wird als englischer König berühmt unter dem Namen Richard Löwenherz. Eleonore beteiligte sich aktiv an den Vorbereitungen zum Zweiten Kreuzzug, sie verkehrte mit Persönlichkeiten wie Bernhard von Clairvaux und Thomas Becket – und inspirierte Troubadoure und Minnesänger zu immer neuen Liedern. Auch wenn das Buch sich liest wie ein Roman, so ist es doch eine historisch belegbare Dokumentation, für die die Autorin den „Grand Prix Historia“ erhielt.
Wollschläger, Hans:
Die bewaffneten Wallfahrten. Zürich (Diogenes). [z.Zt. vergriffen.]
Wollschläger ist vor allem als Karl-May-Forscher und als Übersetzer von James Joyce und E.A. Poe bekannt. Seine historisch gründliche Darstellung der Kreuzzüge nimmt wenig Rücksicht auf die zartbesaitete Psyche des Mitteleuropäers. Schonungslos zitiert er die mittelalterlichen Berichte, wie christliche Ritter mit Freuden in moslemischem Blut wateten, und wie die Gegenseite mit entsprechend grausamen Vergeltungsakten reagierte. Daß die Kreuzzüge ein trauriges Kapitel in der europäischen Geschichte bilden, weiß man ja inzwischen, aber wie traurig dieses Kapitel ist, daß christliche Habgier nicht einmal vor Freunden und Bundesgenossen halt gemacht hat, eröffnet sich einem spätestens bei Lektüre dieses Buches.
Schlüter, H.:
Grundkurs der Rhetorik. München (dtv). (= dtv 4149).
Die Rhetorik, die Kunst der Rede, besaß von der Antike bis weit ins 18. Jahrhundert einen wichtigen Stellenwert im abendländischen Bildungskanon. Auch in der musiktheoretischen Literatur finden sich immer wieder Hinweise, wie wichtig die rhetorischen Regeln für das Komponieren sind und daß man die Redefiguren angemessen in musikalische Figuren umsetzen müsse.
Schlüters „Grundkurs der Rhetorik“ wendet sich vornehmlich an Interessenten der Literaturwissenschaft: Es wird ausführlich geschildert, welche Bedeutung die Rhetorik damals für die Dichtkunst und das sonstige Geistesleben hatte. Des weiteren werden die diversen rhetorischen Begriffe geklärt und die einzelnen Redefiguren detailliert erläutert.
Eine Ausweitung des Rhetorik-Begriffs auf die Musik nimmt Schlüter leider nicht vor. Hierfür sollte man H. Ungers „Untersuchungen zwischen Musik und Rhetorik im 16.-18. Jahrhundert“ oder die entsprechenden Artikel in den großen musikwissenschaftlichen Nachschlagewerken zu Rate ziehen.
Mann, Golo:
Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt/Main (Fischer) 1992.