Romane, Erzählungen

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Cander, Chris:
Das Gewicht eines Pianos. Roman. 352 S. (Harper Collins) 2019. ISBN 978-3959672801.

Die Geschichte zweier Frauen, die jede auf ihre Weise mit der Geschichte eines alten Blüthner-Klavieres verbunden sind.

Johansen, Hanna:
Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte. Roman. 340 S. (Doerlemann) 2014. ISBN 978-3038200116.

„Ich lerne Klavier spielen.“ Mit diesem Satz beginnen am 22. September die Aufzeichnungen, in denen die Ich-­Erzählerin in Hanna Johansens neuem Buch Der Herbst, in dem ich Klavier spie­len lernte während dreier Monate dieses Vorhaben protokolliert, das sie weit in die Kindheit in Norddeutschland führt und wieder zurück in die Gegenwart, zur Gartenarbeit im Herbst, zum Wechsel von Beständigkeit und Verlust von Fähigkeiten und Kräften, zur Frage nach dem Zuhause. Wie lernte das Kind, das sie einmal war, die wichtigen Dinge für das Leben? Wie verändert sich das Lernen mit dem Älterwerden? Diese Fragen trei­ben die Schreiberin um. Sie ist hartnäckig und merkt: Sobald eine Schwierigkeit einigermaßen überwunden ist, kommt die nächste. [Verlagstext] Es geht also in erster Linie um Kindheitserinnerungen, um Gedanken über das Älterwerden. Die Anfangsgründe und -schwierigkeiten des Klavierspielens bilden dabei nur das „Hintergrundrauschen“. Dennoch: Es finden sich immer wieder bedenkenswerte Betrachtungen und Formulierungen, was es heißt, mit weit über siebzig Jahren ein Instrument von Grund auf zu erlernen.

Johler, Jens:
Die Stimmung der Welt. Der Johann-Sebastian-Bach-Roman. Erweitert um einen Anhang „Fiktion und Fakten“. 376 S. Berlin (Alexander Verlag) 5/2019. ISBN 978-3895813641.

Jeder hat von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier gehört – aber über seine Reise nach Fis-Dur weiß kaum jemand etwas.
Im März des Jahres 1700, kurz vor seinem fünfzehnten Geburtstag, macht Johann Sebastian Bach sich auf den Weg. Sein Ziel: die vollkommene Musik zu schaffen, eine Musik, die Himmel und Erde in Harmonie vereint. Seine Suche führt ihn schließlich nach Lübeck, wo er Andreas Werckmeister und die wohltemperierte Stimmung kennenlernt. In dieser Stimmung – das ist neu! – kann man alles spielen, alle Tonarten, in Dur und in Moll. Aber die Vollkommenheit hat ihren Preis: Alle Töne werden ein bißchen ‚temperiert‘, das heißt verfälscht, die Musik hat von nun an einen Hauch von Künstlichkeit. Und nicht nur die Töne, auch die Natur und die Menschen werden temperiert. Gärten werden mit geometrischer Exaktheit angelegt, Flüsse kanalisiert, Städte neu entworfen. Die Nacht wird durch die Straßenbeleuchtung zum Tag, die Taschenuhr erlaubt es, die Zeit mitzunehmen, die Stimmgabel den Chorton. Der Weg in eine künstliche Welt hat begonnen. Als Bach das Wohltemperierte Klavier vollendet hat, befällt ihn der abgrundtiefe Zweifel: Ist dieses Werk nicht ’nur von dieser Welt‘, perfekt, künstlich, profan?
„Bachs Leben besteht für uns vor allem aus biographischen Lücken. Man weiß einiges, aber man weiß vieles nicht. Diese Lücken sind die Chance für den Romancier. Die Fakten waren meine Fessel, aber sie waren auch meine Inspirationsquelle. Frei im Sinne von willkürlich erfunden habe ich nichts.“ J. Johler [Verlagstext]

Kalmann, Verena Maria:
Von Elise. Roman. 444 S. (Tinte & Feder) 2017. ISBN 978-1542046190.

Im Januar 2014 zieht die Geigerin Valerie Mollwitz von München nach Paris, um den Posten der zweiten Konzertmeisterin in einem Orchester anzutreten und die gescheiterte Beziehung zu ihrem Exfreund zu verarbeiten. Doch der Neuanfang in Paris entpuppt sich als wahre Katastrophe: Madame Prokova, die erste Konzertmeisterin, begegnet ihr feindselig, Freunde hat sie nicht und aufgrund mangelhafter Sprachkenntnisse kann sie den Alltag kaum bewältigen.
In dieser verfahrenen Situation findet sie das Tagebuch ihrer Urgroßtante Elise in den Hohlräumen ihres geerbten Biedermeiersofas. Die Lektüre führt Valerie in das beschauliche Bonn des Jahres 1914, wo sich die junge Pianistin Elise in den attraktiven Geiger Karl verliebt. Die beiden Musiker schmieden Pläne für eine gemeinsame Zukunft, doch dann bricht der Erste Weltkrieg aus und ihr Leben nimmt eine dramatische Wendung. Tief berührt von Elises Geschichte, nimmt Valerie ihr Schicksal entschlossen selbst in die Hand und gibt der Liebe eine Chance. [Verlagstext]

Komel, Mirt:
Goldman oder Der Klang der Welt. 203 S. Hollitzer Verlag 2019. ISBN 978-3990125175.

Morris, Mary:
Die Musik der verlorenen Kinder. Roman. 400 S. Berlin (Aufbau) 2016. ISBN 978-3746632728.

Ein Roman aus der Welt des Jazz: Fasziniert von der neuen Musik, die um 1920 ganz Chicago erobert, widersetzt sich Benny Lehrman dem Willen seines Vaters und kämpft darum, Pianist werden zu dürfen. Im Nachtclub der Familie der jungen Pearl findet er Zuflucht, Freundschaft – und erlebt seine erste Liebe. Doch schon bald steht er vor der Wahl zwischen der Musik und denen, die ihm nahestehen. [Verlagstext]

Quigley, Sarah:
Der Dirigent. Roman. 398 S. Berlin (Aufbau) 2014. ISBN 978-3746630212.

Im Sommer 1941 verlassen die deutschen Soldaten klammheimlich Leningrad. Eine Katastrophe naht: Die Stadt wird belagert, soll dem Erdboden gleichgemacht werden. Der Großteil der Künstler und Kulturschaffenden wird evakuiert. Bis auf Dmitri Schostakowitsch, den wohl berühmtesten russischen Komponisten. Er bleibt, um seine Stadt zu verteidigen. Am Tage hebt er Gräben aus, des Nachts arbeitet er an einem neuen, unerhörten Werk. Doch ein anderer wird zum eigentlichen Helden: Karl Eliasberg, Dirigent eines zweitklassigen Radioorchesters und ebenso glühender wie hasserfüllter Bewunderer Schostakowitschs. Hungernd und im Angesicht des Todes wird Eliasberg mit seinem Orchester Schostakowitschs »Siebte Symphonie« aufführen. – Ein Roman über zwei beseelte wie getriebene Männer, die der Kälte einen humanen Klang abringen. [Verlagstext]

Schreiber, Claudia;
Solo für Clara. Roman. 272 S. München (Hanser) 2016. ISBN 978-3446250901.

Mit fünf sitzt Clara zum ersten Mal am Klavier. Eigentlich soll sie nur das Instrument kennenlernen, doch Clara zeigt eine außergewöhnliche musikalische Neugier und Begabung. Bald erhält sie professionellen Musikunterricht und verbringt jede freie Minute am Flügel. Sie weiß, dass sie es mit Fleiß, Disziplin und ihrer großen Liebe zur Musik zur Konzertpianistin schaffen könnte. Doch sie ahnt nicht, wie sehr ihr die vielen Reisen, der Neid und die Intrigen ihrer Konkurrentinnen sowie der Verzicht auf ein normales Leben zu schaffen machen. Dennoch lässt Clara sich nicht entmutigen und kämpft entschlossen für ihre Ziele, bis ihr großer Traum von einer Karriere als Solistin greifbar nahe ist … [Verlagstext]

Traut, Sofia:
Der Fremde in der Stille. Roman. 352 S. (Farbe und Bunt Verlag) 2015. ISBN 978-3941864320.

Eigentlich hat die begnadete Musikstudentin und Pianistin Matilda alles, was man sich wünschen kann. Doch von ihrem Waschzwang, ihren Angststörungen und ihrer schwer depressiven Mutter weiß niemand. Nach einem Auslandsaufenthalt bezieht Matilda in Dresden die Wohnung ihrer Urgroßmutter und beschwört damit buchstäblich die Geister der Vergangenheit herauf. Als der attraktive Cellist Richard immer wieder wie aus dem Nichts in ihrem Wohnzimmer auftaucht, glaubt Matilda zunächst, den Verstand zu verlieren. Doch dann setzt sich Stück für Stück Matildas Familiengeschichte zusammen, an deren Anfang eine geheimnisvolle Tragödie steht, in die Richard auf tragische Weise verwickelt ist. [Verlagstext]

B

Baricco, Alessandro:
Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten. München (Piper) 1999.

Der Pianist Novecento wurde als Findelkind auf einem Ozeandampfer gefunden, den er seitdem nie mehr verlassen hat. Er lebt für seine Musik, und diese Musik übt ihren Zauber aus auf alle, die sie hören.

Berendt, John:
Die Stadt der fallenden Engel. München (Pendo) 2006.

Nachdem das berühmte Opernhaus La Fenice unter mysteriösen Umständen abgebrannt ist, beginnt John Berendt mit seinen Nachforschungen und entdeckt dabei die verborgenen Seiten der Serenissima und ihrer glamourösen und exzentrischen Bewohner. Ein Sachbuch, das sich wie ein Krimi liest, in jedem Falle spannender als die Brunetti-Krimis von Donna Leon. „Venedig retten? Vergiss es. Venedig rettet sich schon selbst. Geht doch und rettet Paris!“ (S. 382)

Bernhard, Thomas:
Der Untergeher. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1983.

Während der Erzähler einen Essay über den kanadischen Pianisten Glenn Gould schreibt, erfährt er vom Selbstmord seines Freundes Wertheimer. Gould, Wertheimer und der Erzähler hatten sich in Salzburg bei einem Musikkurs von Horowitz kennengelernt. Unter dem Eindruck des pianistischen Genies Glenn Gould gaben die beiden anderen ihre Pianistenkarriere auf: Der Erzähler wurde zu einem „Weltanschauungskünstler“, zum Kritiker seiner Zeit und besonders zum Kritiker Österreichs, Wertheimer dagegen stürzte in eine unumkehrbare Existenzdepression. Im Laufe des „Versuchs über Glenn“ wird dem Erzähler deutlich, daß es ihm eigentlich darum zu tun ist, sich Klarheit über Wertheimer, den „Untergeher“, wie Glenn Gould ihn schon früh genannt hatte, zu verschaffen.

Bjørkson, Snorre:
Präludium für Josse. Roman. Berlin (Aufbau) 2006.

Das erste Mal begegnen sich Holtes und Josse im Posaunenchor auf einem Friedhof im November. Und nichts scheint verheißungsvoller als der bevorstehende Sommer, denn Josse hat das Abitur in der Tasche und genießt ihre freien Tage vor dem Musikstudium. Um ihr Herz zu gewinnen, entführt Holtes sie zu einer Reise auf den Spuren ihres Lieblingskomponisten Johann Sebastian Bach. Sie erleben einen Sommer der Liebe zwischen duftenden Wiesen und rauschenden Getreidefeldern, verbringen romantische Nächte in Schafställen, im Iglu-Zelt und unter freiem Himmel. Irgendwann aber erreichen sie Lübeck, das Ziel der Reise, und ihre gemeinsame Zeit nähert sich dem Ende …

Bjørnstad, Ketil:
Vindings Spiel. Frankfurt/Main (Insel) 2006.

Bjørnstad, Ketil:
Der Fluß. Frankfurt/Main (Insel) 2009.

Bjørnstad, Ketil:
Die Frau im Tal. Frankfurt/Main (Insel) 2010.

Eine Romantrilogie über den jugendlichen Aksel Vinding, der nach dem tödlichen Unfall seiner Mutter beschließt, Konzertpianist zu werden. Was der Ausgangspunkt eines spannenden Entwicklungsromans werden könnte, gerät bei Bjørnstad leider zur Anhäufung immer neuer Katastrophen, die allesamt mehr oder weniger konstruiert wirken, angefangen von den desolaten familiären Verhältnissen. Der erste Roman kreist um die in der Nachbarschaft lebende talentierte und von Aksel bewunderte Anja Skoog, die offensichtlich eine inzestuöse Beziehung mit ihrem ehrgeizigen Vater pflegt – und zudem ein lesbisches Verhältnis mit Aksels Schwester hat. Anja stirbt schließlich an Magersucht (oder doch eher an ihrem ihrem eigenen übersteigerten Ehrgeiz?), woraufhin sich ihr Vater mit einem Jagdgewehr erschießt.
Im zweiten Roman beginnt Anjas Mutter, nunmehr Witwe und nicht allzusehr um ihre tote Tochter trauernd, eine Affäre mit Aksel Vinding, bis auch sie ihrem Leben ein Ende setzt – ausgerechnet vor Aksels wichtigem Konzertdebüt.
Zu guter Letzt dann taucht noch eine Schwester von Anjas Mutter auf, die ebenfalls ein Liebesverhältnis mit Aksel beginnt – was verständlicherweise zu Ärger mit deren Ehemann führt. Von den Amouren innerhalb der jugendlichen Pianisten-Clique ganz zu schweigen.
Insgesamt also Soap vom Feinsten – der Autor läßt kein Klischee aus. Je greller die Effekte, desto lieber. Entsprechend oberflächlich ist auch Bjørnstads Diktion. Der Satzbau kommt lapidar daher (zumindest in der deutschen Übersetzung), und die sprachlichen Bilder wirken, als seien sie einem Handbuch für „creative writing“ entnommen. Ach ja, von Musik ist auch die Rede. Aber auch hier (obwohl Bjørnstad selber Pianist mit klassischer Ausbildung ist) darf man nicht zu viel erwarten. Es bleibt beim Name-Dropping bekannter Stücke. Ansonsten scheint die jungen Leute nichts weiter zu bewegen als die Frage: Wer von uns ist schneller, wer lauter? Dier Suche nach dem Konzertagenten und der zündenden Marketingstrategie ist ihnen wichtiger als die Suche nach der überzeugenden Interpretation. Aber um solche pianistische Zweifel adäquat zu schildern, wäre eine andere sprachliche Tiefe vonnöten. – So bleibt die Trilogie eine nette, unanstrengende Lektüre für den Strandurlaub oder verregnete Sommertage.

Brachvogel, Albert Emil:
Friedemann Bach [1858].

Dieser Roman einer (angeblich) gescheiterten Künstlerexistenz war mitbestimmend sowohl für das Bild des alten Bach als auch für die fehlende Rezeption der Musik Friedemann Bachs. Die Moral auf den Punkt gebracht: Bleib‘ bei deinem demütigen protestantischen Glauben und gib dich keinen freidenkerischen, aufklärerischen Gedanken hin …

Brock, Peter:
Spiel doch Klavier, Jeannette. Berlin (Kinderbuchverlag) o.J.

Burgess, Anthony:
Der Mann am Klavier. Stuttgart (Klett-Cotta) 1989.

Die musikalische Begabung pflanzt sich in der Familie Henshaw auf seltsamen Wegen fort. Der eine muß auf verstimmten Klavieren in den Kinos, Kneipen und Kabaretts von Manchester seinen Unterhalt verdienen; der andere spielt auf einer Attrappentastatur, denn die wirklichen Töne würden die Schwiegermutter beim Fernsehen stören. Billy Henshaw ist ein störrisches, randalierendes musikalisches Universaltalent. Es ist die Stummfilmzeit, und für Metropolis braucht man einen Klavierspieler – um Himmels willen keinen Pianisten –, der die neuesten Schlager ebenso in den Fingern hat wie die Tonarten der Griechen. Billy Henshaw spielt sich buchstäblich zu Tode. An seinem letzten Tag improvisiert er zehn Symphonien – eine mehr als Beethoven! – und eine Oper über den Klassenkampf.

C

Cabré, Jaume:
Das Schweigen des Sammlers. Berlin (Insel) 2011.

Carmi, Avner & Hannah:
Das unsterbliche Klavier. Die abenteuerliche und wahrhaftige Geschichte von dem verschollenen und wiedergefundenen Siena-Klavier. Stuttgart (Urachhaus) 1985.

Carpentier, Alejo:
Barockkonzert. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1976.

Von dem französischen Musikwissenschaftler Roland de Condé auf die Vivaldi-Oper Montezuma aufmerksam gemacht, dachte Carpentier die phantastische Fabel zu diesem kleinen Meisterwerk aus. Im ironischen Ton und voller Phantasie entwirft Carpentier das Szenario eines Venedig zur Karnevalszeit am Beginn des 18. Jahrhunderts, in dem der gebildete mexikanische Kreole „El Amo“ und sein schwarzer Diener „Filomeno“ Vivaldi, Scarlatti und Händel treffen, am Grab von Strawinsky über neuere musikalische Strömungen diskutieren und Richard Wagner die letzte Ehre erweisen.

Conroy, Frank:
Body und Soul. Frankfurt/Main (Fischer) 1999. (= Fischer-TB 14217).

Trivialer und sprachlich dürftiger Entwicklungsroman, der allem Anschein nach aus der Retorte eines amerikanischen Creative-Writing-Seminars stammt. Ein Junge aus armen Verhältnissen entdeckt seine Liebe zum Klavier und wird zum gefeierten Pianisten. – Die Charaktere bleiben blaß, die Handlung dümpelt ohne Tiefe dahin, und von den existentiellen Nöten eines Klavierbesessenen ist wenig spürbar. Gelegentlich werden einige KV-Nummern und musikalische Allgemeinplätze erwähnt, gleichsam als Beleg, daß der Autor einen Konzertführer zu Rate gezogen hat. [Wie der sprachliche Umgang mit Musik gemeistert werden kann, dafür bietet Batya Gur: Das Lied der Könige ein gelungenes Beispiel.] Conroys Roman soll hier als abschreckendes Beispiel eines Musikerromans aufgelistet werden.

Corley, Elizabeth:
Requiem für eine Sängerin. Roman. Bern (Scherz) 2001.

Corona, Laurel:
Die Geigenspielerin. Ein Vivaldi-Roman. Augsburg (Weltbild) 2009.

Cotroneo, Roberto:
Die verlorene Partitur. Frankfurt/Main (Fischer) 1997.

Chopin“-Roman über ein unbekanntes Finale der vierten Ballade, teils Krimi, teils Liebesroman. Ein Pianist gelangt in den Besitz eines Chopin-Autographs und beginnt, die Botschaft hinter dieser Musik zu rekonstruieren.

Cuneo, Anne:
Der Lauf des Flusses. Das Leben und die Abenteuer des Francis Tregian, Edelmann und Musiker. Zürich (Limmat) 1995.

Der Lauf des Flusses folgt dem Leben des englischen Edelmanns und Musikliebhabers Francis Tregian. Tregian, ein Zeitgenosse von Elisabeth I., stammte aus einer steng katholischen Familie und mußte wegen seines Glaubens seine Heimat verlassen. Er lebte in Frankreich, Italien, in den Niederlanden und schließlich in der Schweiz, wo er unter anderem Namen als Musiker und Instrumentenbauer tätig ist. er ergreift den Beruf eines Kaufmanns und verdingt sich als Söldner, aber im innersten seines Herzens bleibt er Musiker und Sammler von Partituren. Sein Weg führte ihn nach Mantua zu Monteverdi und zu Rubens in Antwerpen, von Paris nach London bis in die Dörfer des Schweizer Waadtlands

D

Delelis, Philippe:
Die letzte Kantate. Hamburg (Hoffmann & Campe) 2000.

Delius, Friedrich Chr.:
Flatterzunge. Reinbek (Rowohlt) 1999.

Was Süskind für den Kontrabassisten, ist Delius für den Posaunisten. Ein Mann blamiert sich. Ein gestandener Musiker, mit einem sicheren Posten im Orchestergraben, verliert für ein paar Sekunden die Beherrschung – und alles ändert sich. Er verliert seine Arbeit, seine Freunde, seine Frau. Plötzlich gilt er als der Teufel schlechthin und kann anders als Mörder und Gauner, sein Verbrechen nicht einmal vermarkten. seine Tat ist so banal wie ungeheuerlich: In einer Hotelbar in Tel Aviv hat er einen Getränkebeleg mit „Adolf Hitler“ unterschrieben. Friedrich Christian Delius greift einen Vorfall auf, der 1997 durch die Presse ging. Ein Mitglied des Orchesters der Deutschen Oper Berlin hatte bei einem Gastspiel in Israel mit der Provokation seiner Unterschrift die deutsch-isralelischen Beziehungen auf das empfindlichste gestört und wurde dafür gnadenlos bestraft. Delius deutet dieses spektakuläre Ereignis auf seine Weise. Mit sprachlicher Präzision, feiner Psychologie und ironisch gefärbter politischer Aufmerksamkeit fragt er: Was führt einen, der kein Antisemit ist, zu solch einer Entgleisung? Die Erzählung ist in der lockeren Form eines Tagebuchs geschrieben. Ein leicht verrücktes Tagebuch über Musik und Liebe, Antisemitismus und Philosemitismus, Berlin und Tel Aviv, über Blechbläser und andere Musikanten, dazu ein politisches Rätsel mit einem überraschenden Finale.

Denis, Ariel:
Stille in Montparnasse. Ein Romanbericht. Zürich (Atrium) 2007.

Paris: Ein Mann geht spazieren. Auf seinen Streifzügen durch Montparnasse begegnen ihm zwangsläufig Menschen mit Rollschuhen und mit Kopfhörern, aus denen „weltumspannende abscheuliche Musik dröhnt“. Da hilft nicht einmal mehr das Schubertlied „Am Bach im Frühling“, das der Gepeinigte vor sich hin summt. Er hebt ab in musikalische Parallelwelten, lässt die Gedanken schweifen und denkt an den einzigen Verbündeten in dieser Welt der Banausen: seinen Schweizer Freund Markus Berger, Beinahe-Pianist und Ingenieur mit einem feinen Verständnis für die großen kulturellen Dinge dieser Welt. Dazu gehört der einzigartige deutsche Bariton Hermann Prey, für dessen Musik der Erzähler in schwärmerische Ekstase verfällt und der dem einsamen Flaneur größten Trost bietet. Doch der verehrte Star ist auch schon nicht mehr von dieser Welt. Höhepunkte im Leben des so arg Gebeutelten sind die Treffen mit seinem Freund Berger zu Konzertbesuchen in New York, meistens jedoch in der Brasserie L‘Orfeo in Paris. Einziges Thema: die wahre Musik und die finsteren Mutmaßungen über ihr Verschwinden im Lärm der Welt – einer Welt, in der diese beiden letzten Heroen der kulturellen Erhabenheit keinen Platz mehr zu finden glauben. Ein Buch über die Musik und die Stille, über Freundschaft, Wut und Einsamkeit, gleichzeitig ein Buch der Trauer über den Verlust eines Freundes. Voller Witz und scharfsinniger Ironie mit einem augenzwinkernden Blick auf die Kulturpessimisten unserer Zeit. Ein amokartiger Monolog à la Thomas Bernhard vor der Kulisse Paris.

Dieckmann, Friedrich:
Orpheus, eingeweiht. Eine Mozart-Erzählung. Frankfurt (Insel) 2005 (= Insel-Bücherei 1274).

Wien, Juni 1791; der Kaiser – Mozarts Kaiser, Joseph II. – ist seit mehr als einem Jahr tot, sein Bruder, der Nachfolger, hat mit dem musikalischen Protegé seines Vorgängers nichts im Sinn, er schneidet Mozart geradezu. Da schafft ein alter Bekannter Rat: Emanuel Schikaneder will von dem Kammerkompositeur eine Zauberoper haben; Lulu, eine Geschichte aus der Märchensammlung des berühmten Wieland, soll die Vorlage bilden. Der Text ist beinahe fertig, Mozart hat angefangen, ihn zu komponieren, doch die Arbeit stockt – warum? Die Erzählung Orpheus eingeweiht wirft einen Blick in die Werkstatt, aus der das neue Stück hervorgeht; wir nehmen Einblick in einen Verwandlungsprozeß, der fast etwas Alchimistisches hat. Der ihn leitet, ist ein Magier höchstens Ranges, aber er bedarf des Gespräches, um sich klarzuwerden, was er mit dem neuen Stück eigentlich will. In einer Weinstube zu Füßen des Stephansdoms, dann in seiner eigenen Wohnung im inneren Wien klärt sich der Stoff, findet die Verwandlung zur Zauberflöte statt. Als der Morgen graut, ist man beflügelt. Mozart weiß nun, wie es weitergeht mit Tamino und Pamina und der Königin der Nacht.

Duncker, Patricia:
Der Komponist und seine Richterin. Roman. Berlin (Berlin Verlag) 2010.

Ein Sektenselbstmord, ein uraltes ägyptisches Totengebet, ein Komponist mit beunruhigender Strahlkraft, eine Richterin, die ihn nicht aus den Augen lässt: Patricia Duncker hat einen Roman von ungeheurer Sogkraft geschrieben, der uns quer durch Europa führt, die mächtige Bergwelt der Alpen, die Weinberge des Languedoc, Montpellier, Lübeck, London. Verführerisch, doppelbödig – Duncker entspinnt ein Netz vielschichtiger Beziehungen, in dem sie den Leser genussvoll zappeln lässt.

E

Echenoz, Jean:
Ravel. Roman. Berlin (Berlin Verlag) 2008.

Mit 60 Hemden, 20 Paar Schuhen und 75 Krawatten reist Maurice Ravel 1928 auf dem Transatlantikdampfer France nach New York. Vier Monate bespielt er die berühmtesten Konzerthallen Amerikas, feiert mit Gershwin Geburtstag, besucht Chaplin in Hollywood und kehrt nach Frankreich zurück. In Luxuszügen setzt er seine Reisen fort, raucht viel, schläft schlecht, komponiert en passant den »Boléro« und für Paul Wittgenstein das Konzert »Für die linke Hand«.Mondän sind die Empfänge, die man ihm bereitet, doch bleibt der kauzige Dandy immer für sich, bis ihm die Welt aus den Fugen gerät.

Echenoz, Jean:
Am Piano. Roman. Berlin (Berlin Verlag) 2004.

Enquist, Anna:
Die Erbschaft des Herrn Leon. Frankfurt/Main (Luchterhand) 1997.

Wanda Wiericke wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen auf. Die Sechsjährige erhält Klavierunterricht von Herrn de Leon. Es sind unbeschwerte, mit Musik ausgefüllte Jahre. Als deutsche Truppen die Niederlande besetzen und die Gestapo Wandas geliebten Klavierlehrer abholt, hinterläßt er ihr einen Koffer mit Partituren und ein Geheimnis.

Enquist, Anna:
Kontrapunkt. 220 S. München (Luchterhand) 2008. ISBN 978-3-630-87282-7

Eine Mutter will die Erinnerung an ihre tragisch verstorbene Tochter lebendig erhalten. Sie stemmt sich gegen die verstreichende Zeit – und verzweifelt fast daran.Dann nimmt sie sich zum ersten Mal seit ihrer Zeit am Konservatorium die Goldberg-Variationen von Bach wieder vor, kauft Partituren, schreibt Fingersätze, beschäftigt sich mit Bachs Leben. Spielt und interpretiert. Dreißig Variationen, eine Aria am Anfang und am Schluss: Die Harmonie, die Vielstimmigkeit, die verschiedenen Formen und Klänge von Bachs Musik evozieren und begleiten Szenen aus dem Leben mit ihrer Tochter, von der Geburt bis zum Studienabschlussfest, Familienferien zu viert mit Mann und Sohn, Meinungsverschiedenheiten und Augenblicke größter Nähe. [Klappentext – Auszug]

Erdmann, Herbert:
Das 100.000-Mark Klavier. Donauwörth (Auer) 1972.

F

Faber, Michel:
Die Unvollendete. München (List) 2004.

Faes, Urs:
Als hätte die Stille Türen. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 2005.

Alles ändert sich für David Rudan, als er der Sängerin Simone Thalmann begegnet. Die Liebe zu ihr setzt ihn, den eine Krankheit lange zurückgeworfen hatte, in Bewegung: David bricht auf, schreibt, reist – und beginnt auf dieser Suche sich mit Alban Berg zu beschäftigen: mit dem Komponisten, für den sich alles änderte, als er sich in die Prager Jüdin Hanna Fuchs-Werfel verliebte. Über zehn Jahre schrieb er ihr Briefe; seine – unerfüllte – Liebe wurde ihm zum Antrieb für sein Schaffen, seine Musik. Indem David der Geschichte Alban Bergs nachgeht, um, wie er sagt, das Eigene im Fremden zu suchen, findet er Antworten auf seine Fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen der Liebe, nach ihrem Scheitern und ihren Utopien.
Zwei Liebesgeschichten werden erzählt, die eine angesiedelt im Umfeld der Zweiten Wiener Schule, die andere in der Gegenwart, auf einer Reise von Zürich bis an die dalmatinische Küste. Auf kunstvolle Weise werden beide miteinander verknüpft, in Landschaften, Motiven, Bildern. Und sie finden zusammen in der Musik, in der Aufführung von Alban Bergs Violinkonzert.

Faschinger, Lilian:
Wiener Passion. Köln (Kiepenheuer & Witsch) 1999.

Findley, Timothy:
Die Tochter des Klavierspielers. Roman. München (Claassen) 1998.

Freitag, Günther:
Satz für ein Klangauge. Roman. Wien (Edition S) 1987.

Funke, Klaus:
Der Abschied oder Parsifals Ende. Ein Roman um Hans von Bülow. Leipzig (Faber & Faber) 2007.

Hans von Bülow, von dem wir kein Tondokument oder gar einen Film besitzen, ist dennoch der erste moderne Stardirigent der europäischen Musikgeschichte und zugleich auch ein fabelhafter Pianist gewesen. Die herzogliche Hofkapelle in Meiningen, die er von 1880 bis 1885 leitete, machte er zu einem Orchester von Weltruhm. Diese Jahre waren zugleich auch seine widersprüchlichste Schaffens- und Lebenszeit gewesen. Er flüchtete nach der Ehe-Katastrophe mit der Liszt-Tochter Cosima (die Richard Wagner ihm abspenstig gemacht hatte), in eine zweite Ehe. Er wurde ein enger Freund von Johannes Brahms. Nach Wagners Tod nimmt er endgültig Abschied von dessen Kunst- und Musikauffassung und wendet sich immer stärker Beethoven und Brahms zu. Hans von Bülow ist eine seltsam tragisch-dramatische Figur, beinahe »ein Ritter von der traurigen Gestalt«. Ein Mann, ein Künstler, der polarisiert, der abstößt und anzieht, immer wieder, und auch heute noch. Das Buch zeichnet diesen Mann und einen kleinen Wegabschnitt seines Lebens.

Funke, Klaus:
Am Ende war alles Musik. Leipzig (Faber & Faber) 2005.

Zwei Novellen – die titelgebende über Johannes Brahms und Abschied am Fluß über Clara Schumann – in einer Sprache, die man eher im ausgehenden 19. Jahrhundert als zu Beginn des 21 Jahrhunderts verorten würde. Keine „große“, spektakuläre Literatur, aber ein ruhiger, mitunter elegischer Erzählfluß mit immer stimmigen Bildern. Lektüre für einen Abend und allemal um einiges gehaltvoller als das Fernsehprogramm.

Funke, Klaus:
Der Teufel in Dresden. Paganini-Roman. Leipzig (Faber & Faber) 2006.

Funke, Klaus:
Zeit für Unsterblichkeit. Ein Rachmaninow-Roman. Leipzig (Faber & Faber) 2008.

Der Roman rafft die ersten 35 Lebensjahre des Musikers und Komponisten, so atemlos sie waren, wie in einem Film zusammen. Der Sohn eines russischen Landadeligen, 1873 geboren, wächst im Wirbel der Umwälzungen in Rußland zum bewunderten Jungstar heran, wird aus der Heimat herausgeschleudert ins europäische Exil, ins Schicksal des schließlich ruhe- und heimatlosen Weltkünstlers. Faszinierend, welchen Zeitgenossen er begegnet, Tschaikowski, Rubinstein, Rimski-Korsakow, Tolstoi, welche Kunst- und Musikmetropolen er berührt, Paris, London, New York, Moskau und Dresden vor allem, und mit welch magischer Kraft er bedeutende Werke schafft. Ein farbenreiches Bild der Zeit entsteht, ein fesselndes Panorama von Jahrzehnten des Umbruchs, in denen sich ein wundersames Musikerschicksal zur Unsterblichkeit hocharbeitet.

G

Gaddis, William:
Das mechanische Klavier. Roman. München (Manhattan) 2003.

Gailly, Christian:
KV 622. Bremen (Manholt) 1991.

Zufällig hört der Erzähler dieses Romans Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 im Radio. Fortan ist es sein Bestreben, dieses Konzert live zu hören. Er bricht auf aus der Provinz nach Paris, um das Konzert in einem berühmten Pariser Hause ungestört zu genießen. Penibel bereitet er seinen Konzertbesuch vor, umwerfend komisch beschreibt Gailly den Kampf mit der Tücke des Objekts der Begierde. Schließlich kommt es zu dem lang ersehnten Hörerlebnis, doch neben dem Erzähler sitzt eine blinde Frau, deren Ehemann sie ins Konzert gebracht hat, um sie für immer zu verlassen …

Galloway, Steven:
Der Cellist von Sarajevo. Roman. München (Luchterhand) 2008.

Bosnien, Anfang der 90er Jahre: Tag und Nacht wird das belagerte Sarajevo aus den Bergen ringsum beschossen. Die Bürger der Stadt leben in Angst, Nahrung und Wasser werden knapp. Doch immer wieder gibt es Menschen, die dem Irrsinn des Bürgerkriegs trotzen. Allen voran ein couragierter Musiker, der sich zum Zeichen des Protests gegen den sinnlosen Tod von 22 Menschen bei einem Granatenangriff jeden Tag um vier Uhr nachmittags im Frack mit seinem Cello inmitten der Ruinen auf die Straße setzt und das Adagio von Albinoni spielt, 22 Tage lang. Ein ergreifender Roman über den Triumph der Menschlichkeit. – Dem Geschehen liegt eine wahre Begebenheit zugrunde.

Goldsworthy, Anna:
Piano Lessons. Mein Weg in die Musik. 271 S. Stuttgart (Urachhaus) 2018. ISBN 978-3825151270.

Mit Esprit und Einfühlungsgabe beschreibt die Pianistin Anna Goldsworthy die Hoffnungen und Ungewissheiten ihrer eigenen Jugend. Wir erleben die Heranwachsende mit all ihren Zweifeln, ihrem Unverständnis sowie den Konflikten mit Gleichaltrigen und ihrer Familie. Vor allem aber ist Piano Lessons eine liebevolle Huldigung an eine großartige Lehrerin und das Wunder der Musik. [Verlagstext]

Goldsworthy, Peter:
Maestro. Roman. Wien (Deuticke/Zsolany) 3/2007.

Paul, der mit seinen Eltern im Norden Australiens lebt, erhält Klavierunterricht bei Eduard Keller, einem Lehrer, der ungewöhnliche Methoden bevorzugt. Das Kind ist verstört und fasziniert zugleich. Eduard Keller kommt aus Österreich, Paul entwickelt die fixe Idee, er müsse ein Nazi gewesen sein. Doch erst viele Jahre später wird Paul verstehen, wovor Eduard Keller bis ans Ende der Welt geflüchtet ist. Erzählt wird die Geschichte der Freundschaft zwischen einem alten Mann und einem kleinen Jungen, von erster Liebe, Erwachsenwerden, vom Schrecken der Erinnerung und der Sehnsucht nach dem Glück. – Aufschlußreich ist es, Goldsworthys Roman mit den Jugenderinnerungen seiner Tochter, der Pianistin Anna Goldsworthy, abzugleichen. Peter Goldsworthy hat über mehrere Jahre hinweg dem Klavierunterricht seiner Tochter beigewohnt und ausgiebig Notizen gemacht.

H

Herles, Wolfgang:
Die Dirigentin. Roman. Frankfurt/Main (Fischer) 2011.

Staatsminister Jakob Stein ist von seiner Parteichefin, der Bundeskanzlerin Christina Böckler, abserviert worden. Nun lebt er seine Leidenschaft für die Oper und klassische Musik aus. Als er in Salzburg die Dirigentin Maria Bensson kennenlernt, beginnt er, ihr durch ganz Europa nachzureisen. Ist ihre Macht über die Musik das schöne Gegenbild zur kalten Macht der Kanzlerin? In Berlin erlebt Stein die Produktion von Wagners »Rheingold«, einer Oper über Liebe und Macht, über den Missbrauch von Macht. Als sich eine Intrige entspinnt, deren Opfer Maria zu werden droht, verschafft er ihr die Bekanntschaft der Kanzlerin. Aber statt ihm dankbar zu sein, verbündet sich die Dirigentin mit der Politikerin. Steins Schicksal ist besiegelt.

Hesse, Hermann:
Gertrud [1910]. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1982. (= st 890).

Die Lebensgeschichte des Geigers und Komponisten Kuhn im Spannungsfeld von künstlerischem Ruhm und Liebesleid.

Heym, Oscar:
Kurkonzert. Köln (Dumont) 1998.

Dreißig Jahre hat sich der Pianist Ruhmoor auf sein Konzert vorbereitet und seine Kunst perfektioniert. Aber dann platzt seine Karriere, bevor sie beginnt. Ruhmoor verliert die Kontrolle über sein Gehör. Er flüchtet in die scheinbare Obhut der Kurstadt Baden-Baden. Doch der ertaubte Künstler betritt keine heile Welt. Sein Arzt erweist sich als zwielichtiger Scharlatan, und das reiche Ambiente aus schönem Schein und gewesener Noblesse kaschiert die dahinterliegenden Abgründe nur mühsam. Der Kurgast ist ausgeliefert, sein Schicksal bei der Anreise bereits besiegelt. (Verlagstext)

Hoffmann, E.Th.A.:
Die Lebensansichten des Kater Murr. Nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern.

Hultberg, Peer:
Präludien. Wien (Residenz) 1992.

Ein Chopin-Roman. Geschildert wird die Entwicklung des Kindes, das in einer wohlbehüteten Welt aufwächst, die geprägt ist durch den Geist der Aufklärung.

I/J

Jelinek, Elfriede:
Die Klavierspielerin. Reinbek (Rowohlt) 1998.

Jelisarow, Michail:
Die Nägel. Leipzig (Reclam) 2003.

Jonke, Gert:
Opus 111. Frankfurt/Main (Verlag der Autoren) 1993.

K

Kastner, Jörg:
Mozartzauber. München (List) 2001.

Kenton, Leslie:
Ludwig. München (Goldmann) 1996. (= btb 72021).

Kinskofer, Lotte:
Der Klavierling. Zürich (Palazzo) 1999.

Ein kleines Männchen im Klavier, das falsche Töne verhindert – ist das nicht der Wunsch eines jeden Pianisten und eines jeden Kindes, das sich mehr oder minder freiwillig an die Tasten setzt. Dieses Buch erzählt von Daniela, die lieber Saxophon statt Klavier spielen möchte, und von Crescendo aus dem Geschlecht der Klavierlinge, die schon dem großen Johann Sebastian Bach hilfreich zur Seite gestanden haben. – Ein reizendes Kinderbuch, laut Verlag für Kinder ab acht Jahren.

Knize, Perri:
Der verlorene Klang. Die Geschichte einer Leidenschaft. Roman. 540 S. München (dtv) 2013. ISBN 978-3423249959.

Perri Knizes große Leidenschaft ist ein Flügel. Nach jahrzehntelanger Pause hatte die Journalistin ihre Begeisterung für das Klavierspiel wiederentdeckt und viel Zeit und Energie in die Suche nach einem geeigneten Instrument investiert. Sie entdeckt ihr Trauminstrument, dessen voller, warmer Klang sie an die Stimme Marlene Dietrichs erinnert. Es ist Liebe auf den ersten Tastenanschlag. Doch als der Flügel bei ihr eintrifft, ist dieser besondere Klang verschwunden. Perri Knize, die über ein ausgesprochen feines Gehör verfügt, will sich nicht damit abfinden und setzt leidenschaftlich alles daran, Marlenes Stimmverlust zu ergründen. Den Leser nimmt sie dabei mit: von der Piano Row in New York bis in die Braunschweiger Pianomanufaktur Grotrian-Steinweg …

Krauser, Helmut:
Melodien oder Nachträge zum quecksilbernen Zeitalter. München (List) 1993.

Ein Roman über die hypnotische und zerstörerische Kraft der Musik, über Gesualdo, Palestrina, Allegri und den Kastraten Pasqualini. Und dann gibt es in der Gegenwart den Photographen Täubner, der unversehens in die Kreise wirrer Musikforscher gerät.

Kreuz, Angela:
Scarlattis Wintergarten. Osnabrück (Der andere Verlag) 2005.

Krüger, Michael:
Die Cellospielerin. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 2000.

Vor noch nicht langer Zeit, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gehörte es für junge Musiker zum guten Ton, bei so genannten Jugendkulturwochen im Ostblock über das Thema „Musik und Gesellschaft“ nachzudenken. Jetzt, mehr als zwanzig Jahre später, steht eine Tochter dieser Generation vor der Tür eines Komponisten in München, Judit aus Budapest. Sie möchte das Cellospiel erlernen. Sie sieht aus wie eine verblüffend gelungene Kopie ihrer exzentrischen Mutter Maria, die einst eine berühmte Sängerin der Avantgarde war – und wie ihre Mutter glaubt Judit fest an die hohen Ideale der Kunst. Der Komponist ist sich seiner Sache da nicht so sicher. Er verdient seit geraumer Zeit sein gutes Geld mit Erkennungsmelodien für Fernsehserien und plagt sich nimmermüde mit dem Projekt einer Mandelstam-Oper ab, die, so dürfen wir vermuten, den Weg auf die Bühne nie finden wird. Judit, die „falsche Tochter“, bringt mit ihrem irrlichternden Wesen den Komponisten an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.

Kühn, Dieter:
Beethoven und der schwarze Geiger. Frankfurt/Main (Insel) 1990.

Während Kühn sich in seiner Biographie über Clara Schumann an die historischen Fakten hält, ist dies ein Roman über eine Schiffsreise, die nie stattgefunden hat. Die Hauptfiguren sind jedoch historisch real – auch der farbige Geiger George Augustus Polgreen Bridgetower, Sohn eines ehemaligen Sklaven der Antilleninseln und einer Polin aus Galizien. Beethoven schrieb für Bridgetower eine Violinsonate, die er im Autograph betitelt hat als „sonata mulattica“. Berühmt geworden ist die Sonate dann allerdings unter anderem Namen: als „Kreutzersonate“.

Kühn, Dieter:
Ludwigslust. Erzählungen. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1977 (= Suhrkamp TB 421).

Kühn, Dieter:
Goldberg-Variationen. Hörspieltexte mit Materialien. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1976 (= edition suhrkamp 795).

L

La Mure, Pierre:
Clair de Lune. Der Lebensroman des Claude Debussy. Hamburg (Wegner) 1963.

Lange, Hartmut:
Das Konzert. Novelle. Zürich (Diogenes) 1984.

Im Salon der Frau Altenschul treffen sich seltsame Gäste: Es ist die jüdische Crème Berlins – und sie sind ausnahmslos tot, von den Nationalsozialisten umgebracht. Ihre posthumen Zusammenkünfte dienen dazu, inmitten schöner Dinge diesen gewaltsamen Tod, das häßliche Ende im Massengrab zu vergessen. Doch auch die Mörder zieht es dorthin; draußen vor der Tür warten sie auf Sühne. Und die Erlösung für beide soll von der Musik kommen, von dem jungen Pianisten Lewanski …

Lange, Hartmut:
Das Streichquartett. Zürich (Diogenes) 2001.

Eine „Kammernovelle“ über Kammermusiker und ihre Neurosen. Eigentlich ist Schönbergs 4. Streichquartett Opus 37, an dem das Quartett um den Primarius Berghoff unermüdlich probt, nicht gerade geeignet, dessen ohnehin angespannten Geisteszustand zu beruhigen. Ebensowenig wie die Tatsache, daß Berghoffs Frau mit den Töchtern zu einer Erholungsreise aufgebrochen ist, die kein Ende nehmen will. Als dann plötzlich – Traum eines jeden Geigers – eine wertvolle Mittenwalder Geige in seiner verlassenen Wohnung steht, nimmt ein Alptraum seinen Lauf. Eine lohnenswerte Lektüre – nicht nur für Liebhaber der Zweiten Wiener Schule.

Lange, Hartmut:
Die Waldsteinsonate. Novellen. Zürich (Diogenes) 1984.

Franz Liszt erhält für den 1. Mai 1945 eine Einladung in den Bunker der Berliner Reichskanzlei.

Liebert, Andreas:
Marcellos Geige. München (Lichtenberg) 1998.

Die Guarneri-Geige, die dem Komponisten Corelli mit ins Grab gelegt wurde, taucht wenig später in Venedig in den Händen eines armen Spielmannes auf. Kurz bevor er einem Meuchelmord zum Opfer fällt, übergibt er das Instrument seinem Sohn. Dieser begibt sich an den Hof nach Dresden, wo ihn höfische Intrigen an den Rand des Abgrunds bringen. Die Verwicklungen spitzn sich zu, bis unversehens der Siebenjährige Krieg ausbricht.

Lind, Hera:
Ein Mann für jede Tonart. Frankfurt (Fischer) 1989.

Eine Musikstudentin verdingt sich als Solosängerin bei Kirchenkonzerten. Als sie sich (eher naiv als „emanzipiert“) sowohl mit einem verheirateten Arzt als auch mit dem lokalen Musikkritiker einläßt, führt dies zu folgenreichen Komplikationen… – Zweifelsohne amüsant, leider aber auch sehr oberflächlich geschrieben. Immerhin: Hera Lind begann mit diesem Trivialroman ihre Medienkarriere.

Lurvink, Jan:
Lichtung. Roman. Köln (Dumont) 2005.

M

Mahrendorff, C.S.:
Der Walzer der gefallenen Engel. Roman. München (Marion von Schröder) 2000.

Makine, Andrei:
Musik eines Lebens. Hamburg (Hoffmann & Campe) 2003.

Der Frühling 1941 ist für den jungen Alexej Berg eine Zeit der Hoffnung: In wenigen Tagen soll er in Moskau sein erstes Klavierkonzert geben. Doch Stalins Schergen machen seinen großen Traum zunichte: Als er zwei Tage vor dem Konzert von den Proben nach Hause geht, erfährt er durch Zufall, daß man seine Eltern verhaftet hat. Und als er ungläubig zu den Fenstern ihrer Wohnung späht, entdeckt er hinter den Gardinen einen Offizier: Man wartet nur noch auf ihn… Alexej flüchtet aus Moskau zu Verwandten aufs Land. Als deren Hof den Deutschen in die Hände fällt, streift sich Alexej die Uniform eines toten Soldaten über und nimmt damit auch dessen Identität ein. Eine Odyssee durch das Kriegsgeschehen beginnt. Als er nach Kriegsende als Chauffeur eines Generals nach Moskau zurückkehrt, spielt er immer noch die Rolle des ihm unbekannten toten Soldaten. Da erweckt er plötzlich das Interesse der heranwachsenden Tochter des Generals. Sie will dem einfachen Soldaten Klavierunterricht geben…

Mann, Thomas:
Doktor Faustus. Frankfurt/Main (Fischer)

Der Tonsetzer Adrian Leverkühn verkauft um der Musik willen seine Seele, d.h. seine Fähigkeit zu fühlen und zu lieben. Manns sprachgewaltiges Opus hat bis heute nichts an Faszination und Aktualität eingebüßt. Auch in Manns sonstigem Schaffen, in seinen Novellen und Erzählungen, spielt Musik – vor allem die Auseinandersetzung mit Richard Wagner – eine wichtige Rolle.

Mason, Daniel:
Der Klavierstimmer ihrer Majestät. Ort (Blessing) 2003.

Auf dem Weg nach Birma hört der Klavierstimmer Edgar Drake abenteuerliche Gerüchte über den britischen Militärarzt Anthony Carroll, dessen Klavier er stimmen soll. Carroll operiere und impfe die Birmanen, versuche aber zugleich, die marodierenden Warlords mit Musik und Poesie zu befrieden. Ein Rebell, der sich der britischen Krone durch seine Beziehungen zu den Einheimischen unentbehrlich gemacht hat. Nach seiner Ankunft im Fort gerät der Klavierstimmer so sehr in den Bann dieses charismatischen Arztes, dass er noch lange, nachdem er den Flügel gestimmt hat, in den Shan-Hochebenen bleibt. Er verliebt sich Khin Myo, eine schöne und gebildete Birmanin, die aber an Carroll gebunden zu sein scheint. Als einheimische Stämme das Fort des Militärarztes angreifen, muss Edgar Drake fliehen. Es ist eine Flucht ohne Hoffnung, denn inzwischen wird der Klavierstimmer von seinen eigenen Landsleuten als Verräter betrachtet, der einem Spion zugearbeitet hat.

Matmor, Yoram:
Wer spielt denn schon Klavier am Strand? Stuttgart (Stahlberg) 1969.

Maurensig, Paolo:
Spiegelkanon. (Hoffmann & Campe) 1997.

Ein österreichischer Aristokrat ersteigert eine wertvolle Geige und gerät unversehens einem dramatischen Kapitel seiner Familiengeschichte auf die Spur, einer Geschichte von Genie und Tod, von Wahn und Liebe.

Mercier, Pascal:
Der Klavierstimmer. München (Knaus) 1998.

Familiensaga oder Krimi? Ein berühmter italienischer Tenor wir auf offener Bühne erschossen. Die Kinder des Täters, die Zwillinge Patrice und Patricia versuchen zu ergründen, wie es zu dieser pathetischen Tat kommen konnte. Schicht um Schicht legen sie die Beweggründe frei, die den Vater, einen legendären Klavierstimmer und erfolglosen Opernkomponisten, zur Waffe greifen ließen. – Mercier schildert den Verfall einer Familie, mitunter sehr detailbesessen, aber psychologisch höchst eindringlich und in einer sprachlichen Dichte, die das literarische Vorbild Thomas Mann nicht verkennen läßt.

Mercier, Pascal:
Lea. Novelle. München (Hanser) 2007.

Die achtjährige Lea hat sich nach dem Tod der Mutter in eine eigene Welt zurückgezogen, zu der auch der Vater keinen Zutritt hat. Erst der Klang einer Geige holt sie ins Leben zurück. Lea erweist sich als außerordentliche musikalische Begabung, und schon bald liegen ihr Publikum und Musikwelt zu Füßen. Doch während Lea von Erfolg zu Erfolg eilt, treibt es ihren anfangs überglücklichen Vater Martijn van Vliet immer tiefer in die Einsamkeit. Bei dem verzweifelten Versuch, die Liebe und Nähe seiner Tochter zurückzugewinnen, verstrickt er sich in ein Verbrechen, das alles verändert …

Messmer, Franzpeter:
Der Venusmann. Ort (Scherz) 2002.

Der Kastrat Carlo Farinelli verführte durch seinen Gesang. Den einen war er Gottes Stimme, den anderen galt er als „Venusmann“, weswegen er von der Inquisition verfolgt wurde. Ein Verführer in der Verkörperung des Androgynen und Bisexuellen. Er liebte Männer wie Frauen, ihm lagen Primadonnen, Kardinäle, Königinnen und Könige zu Füßen. Sein Weg führte vom jungen Kastraten in Neapel zum gefeiertsten Sänger seiner Zeit und zum Operndirektor und einflußreichsten Minister am spanischen Königshof.

Montalbán, Vásquez:
Der Pianist. Roman. Reinbek (Rowohlt) 1987.

de Moor, Margriet:
Der Virtuose. München (Hanser) 1994.

Schauplatz des Romans ist das Neapel der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der barocke Belcanto die Menschen faszinierte. Die ganze Stadt liegt dem jungen Kastraten Gasparo Conti zu Füßen. Die junge, verheiratete Contessa Carlotta verliebt sich in ihn, und die beiden verleben eine rauschhafte Zeit: Musik, Liebe und Erotik durchdringen sich und versetzen die Contessa in einen überirdischen Zustand. Die leidenschaftliche Liebe hält eine Saison lang, dann beginnt der Virtuose, sich von Carlotta abzuwenden…

de Moor, Margriet:
Kreutzersonate – Eine Liebesgeschichte. München (Hanser) 2002.

Ähnlich wie Tolstoj Beethovens „Kreutzersonate“ zum Angelpunkt seiner Erzählung machte, die wiederum Janacek zum Anlaß seines Streichquartetts „Kreutzersonate“ gab, so bildet Janaceks Streichquartett die Folie für den neuen Roman Margriet de Moors: Ein blinder, alternder Musikkritiker verliebt sich in eine junge Geigerin – was in den seltensten Fällen glücklich ausgeht. – Die Autorin arbeitet bewußt mit den Erzählstrukten Tolstojs, so daß sich hier ein reizvolles Vexierspiel ergibt aus zwei Musik- und einer Literaturvorlage.

Morsbach, Petra:
Der Cembalospieler. Roman. 282 S. München (Piper) 2008.

Mit fünf Jahren sieht das Wunderkind Moritz Bauer zum ersten Mal ein Klavier, bald spielt er, als hätte er nie etwas anderes getan. Dann entdeckt er das Cembalo. Für ihn funkelt es, strahlt, ist reine Poesie. Doch ein Cembalo ist unerreichbar für ein Kind aus schwierigen Verhältnissen. Als er endlich eins bekommt, steht etwas anderes längst fest – Moritz wird erblinden. Die Musik wird für ihn wichtiger als für einen sehenden Künstler, sie ist ihm alles: Lust, Lehrmeisterin, Tyrannin, Moral, die Verbindung zum Leben. Doch sie macht ihn ebenso stark wie verletzlich.

Morsbach, Petra:
Opernroman. Frankfurt/Main (Eichborn) 1998.

Leicht und amüsant geschriebener Roman über das Leben und Lieben hinter den Kulissen, über intrigante Intendanten, treulose Tenöre und desillusionierte Dramaturgen.

Mueller-Stahl, Armin:
Hannah. Erzählung. Berlin (Aufbau Verlag) 2004.

N

Nils, Lou & Clavet, Christophe:
Pianotrip. Tribulations d‘un piano à travers l’Europe. Paris (Points) 2015.

O

Ortheil, Hanns-Josef:
Musikmomente. 288 S. (btb) 2017. ISBN 978-3442715862.

Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil hat in seinen Romanen immer wieder von starken Momenten der Musik erzählt, in denen die handelnden Akteure sich hörend, spielend oder deutend mit großen Kompositionen beschäftigen. Mal handelt es sich um die Passionen Johann Sebastian Bachs, mal um die Klavierwerke Robert Schumanns oder Frédéric Chopins – besonders häufig aber um das Gesamtwerk von Wolfgang Amadeus Mozart, dem sich der ausgebildete Pianist Ortheil besonders ausführlich und intensiv gewidmet hat. In dieser Anthologie stellt er die wichtigsten Klangmomente seines stark von der Musik geprägten Lebens vor, erläutert die kulturellen Hintergründe seines lebenslangen Musikhörens und erzählt davon, wie die Musik sein Empfinden und Denken geformt und gestaltet hat. [Verlagstext]

Ortheil, Hanns-Josef:
Die Nacht des Don Juan. München (Luchterhand) 2000.

An einem Herbstabend des Jahres 1787 kommt überraschend Giacomo Casanova auf Einladung des Grafen Pachta nach Prag. Auch Mozart und Lorenzo da Ponte befinden sich in der Stadt und arbeiten an der Oper der Opern, dem „Don Giovanni“. Bald schon erfährt Casanova, daß sich da Ponte mit dem Libretto über den Verführer abmüht. Casanova selbst hingegen verbreitet im Palais seines Gastgebers Leichtigkeit und Glanz, er feiert große Feste, spinnt ein Netz aus Intrigen – und ohne daß es bemerkt würde, hat er schon die Vollendung dieser Oper in seine eigenen, einzigartig erfahrenen Hände genommen. Ein fiktiver Roman über die Musik, über die Liebe und die schöne Kunst der Verführung. Man spürt in jeder Zeile, daß Ortheil weiß, worüber er schreibt; denn nicht zuletzt ist er auch Pianist und Musikwissenschaftler. Welch sensibles Gespür er für sprachliche Nuancierungen besitzt, hat er seinerzeit auch in seinem Essay über Mozarts Briefe (Mozart im Innern seiner Sprache) bewiesen.

Ortheil, Hanns-Josef:
Wie ich Klavierspielen lernte. 318 S. Frankfurt/Main (Insel) 2019. ISBN 978-3458177890.

Hanns-Josef Ortheil ist vier Jahre alt, als er zum ersten Mal Klavierunterricht bekommt. Angeleitet von seiner Mutter, macht er rasche Fortschritte und wird an eine russische Pianistin weitergereicht. Schon bald steht der Entschluss fest, Konzertpianist zu werden und auf den großen Bühnen der Welt zu brillieren. Für den jungen Klaviereleven bedeutet das ein jahrelanges Üben von meist vielen Stunden am Tag. Kurz nach dem Abitur erhält der Zwanzigjährige ein Stipendium in Rom, wo es völlig unerwartet zu einem Zusammenbruch kommt. Der große Traum ist geplatzt …
Hanns-Josef Ortheil erzählt aus heutiger Sicht von den oft skurrilen Seiten des Pianistenlebens. Von ersten Klavierschulen, favorisierten Komponisten, frühem Vorspiel, exaltierten Klavierlehrern und großen Titanen auf den Bühnen von Salzburg und anderswo. Amüsant und packend führt er den Leser eine steile Leiter hinauf in den Pianistenhimmel, wo seit Vladimir Horowitz‘ Zeiten sowohl schwerste spezielle Psychosen als auch legendäre Triumphe zu erwarten sind.
Ein Buch nicht nur für Klavier- und Musikenthusiasten, das von den verborgenen, dämonischen Seiten manischen Übens und Spielens sowie der Geschichte des Virtuosentums kenntnisreich und detailliert erzählt. [Verlagstext]

P

Pagnard, Rosemarie:
Judiths Vermächtnis. Basel (Lenos) 2002.

Patchett, Ann:
Bel Canto. München (Piper) 2001.

Abendkleider, Champagnergläser und eine begnadete Operndiva: der perfekte Rahmen für eine unvergeßliche Geburtstagsfeier. Plötzlich fallen Schüsse, und alles nimmt ein jähes Ende. Abgeschnitten von der Außenwelt und in tödlicher Gefahr, durchlebt die exklusive Gästeschar die Schrecken einer Geiselhaft – und zugleich die kostbarsten Momente ihres Lebens durch die Kraft der Musik.

Peters, Ellis:
Die Primadonna lachte. Roman. München (Goldmann) 1984.

Powers, Richard:
Der Klang der Zeit. Roman. Frankfurt/Main (Fischer) 2004.

Puschkin, Alexander:
Mozart und Salieri [1832].

Puschkin griff für sein Konversationsschauspiel das Gerücht auf, wonach Salieri Mozart ermordet habe, und gestaltet daraus eine psychologische Tragödie über Genie und Mittelmaß, Kunst und Neid. Das Thema har der englische Dramatiker Peter Shaffer in seinem Theaterstück Amadeus erneut aufgegriffen, das wiederum als Vorlage zu Milos Foremans gleichnamigem Film diente.

R

Rathbone, Julian:
Querubin oder der letzte Kastrat. Hamburg (Europa) 2004.

Rice, Anne:
Falsetto. München (Goldmann) 1995.

Italien, um 1750. Der Gesangslehrer und Komponist Guido Meffeo reist durchs Land auf der Suche nach geeignetem Nachwuchs für das berühmte Kastratenkonservatorium in Neapel. In Venedig hört er die wundervolle Stimme des fünfzehnjährigen Marco Antonio Treschi, dessen Vater einer einfußreichsten Senatoren der Republik ist. Doch dann stirbt Antonios Vater – und der junge Mann fällt einer Intrige zum Opfer, die ihn zum Ausgestoßenen und Katraten macht. Schnell gelangt er zu Ruhm und Ehre, doch sein Herz dürstet nach Rache… [Klappentext].

Romano-Lax, Andromeda:
Der Bogen des Cellisten. Roman. Berlin (Bloombury) 2008.

Ein kleines katalanisches Dorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als Feliu Delargo, ein Kind noch, von seinem Vater einen Cellobogen erbt, ist dies der Beginn einer großen Musikerkarriere. Mit vierzehn geht er nach Barcelona, um Unterricht bei einem berühmten Cellisten zu nehmen, mit siebzehn an den spanischen Hof nach Madrid. Dort begegnet er Justo Al-Cerraz, einem exzentrischen Pianisten, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft und Rivalität verbinden wird – und nicht zuletzt die gemeinsame Liebe zu der geheimnisvollen Aviva. In Anlehnung an das außergewöhnliche Leben Pablo Casals erzählt Der Bogen des Cellisten von einem hochbegabten Musiker und lässt ein halbes Jahrhundert europäischer Geschichte lebendig werden.

Rosendorfer, Herbert:
Der Meister. Roman. München (Bertelsmann) 2011 (Edition Elke Heidenreich).

In einer Bar in Venedig erinnern sich zwei Freunde an ihr Studium, und an einen Studenten, der wegen seiner Akribie »der Meister« genannt wurde. Um seinen Lebensunterhalt aufzubessern, schrieb er Artikel für ein Musiklexikon – und erfand dabei so manchen Komponisten hinzu, etwa Thremo Tofandor. Als jedoch eine Studentin über diesen zu forschen begann, geriet der Meister in Bedrängnis. Um nicht aufzufliegen, erfand er immer neue Details hinzu, komponierte sogar dessen Werke – und wurde seinem Erfinder am Ende zum Verhängnis.

Rubens, Bernice:
Madame Sousatzka. Bielefeld (Pendragon) 2000.

Rusbridger, Alan:
Play it again. Ein Jahr zwischen Noten und Nachrichten. Zürich (Secession Verlag) 2015.

Für Journalisten ist er ein Star: Alan Rusbridger war von 1995 bis 2015 Chefredakteur des britischen Guardian und hat seine Zeitung zum führenden kritischen englischsprachigen Blatt gemacht, auf beiden Seiten des Atlantiks. Und er hat wie kein zweiter in der Branche die revolutionären Herausforderungen des Internet angenommen. Im vergangenen Jahr erhielt Rusbridger zusammen mit dem Enthüller der amerikanischen Geheimdienstpraktiken Edward Snowden den alternativen Nobelpreis für seine unerschrockene Aufklärungsarbeit im öffentlichen Interesse. Doch es gibt noch eine ganz andere Seite des hochdekorierten Journalisten: der Klavierspieler Rusbridger, der sich seinem Instrument mit ähnlicher Hingabe verschrieben hat, wie dem Kampf gegen staatliche Willkür. Als er während eines Workshops in Frankreich einen Hobby-Pianisten Chopins Ballade Nr. 1 spielen hört, packt ihn der Ehrgeiz. Ein Jahr lang übt er jeden Tag 20 Minuten lang das Furcht einflößende Stück, das zu den schwierigsten des Repertoires gehört. In seinem Buch nimmt Rusbridger uns mit an die Grenzen dessen, was ein Freizeit-Musiker an Fingerfertigkeit, Konzentration, Beherrschung und Musikalität erreichen kann. Wir erfahren, was Pianisten wie Murray Perahia, Richard Goode, Emanuel Ax, Daniel Barenboim, Stephen Hough and Alfred Brendel ihm raten, wie Musikhistoriker und -theoretiker ihn anspornen und Neurowissenschaftler ihm auf ganz andere Weise erklären, was Klavierspielen eigentlich ist. Gleichzeitig sind wir dabei, wie Rusbridger in Tripolis während des Bürgerkrieges in Libyen Reporter aus Geiselhaft befreit, wie er eine komplizierte Partnerschaft mit dem eigenwilligen WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der New York Times und dem deutschen Spiegel managt und wie er den Telefon-Abhörskandal des britischen Magazins News of the World an die Öffentlichkeit bringt.

S

Salentin, Rebecca Maria:
Hintergrundwissen eines Klavierstimmers. Roman. Frankfurt//Main (Schöffling & Co.) 2007.

Krakau, Ende des neunzehnten Jahrhunderts: Ein Gutsherr, der seine hochschwangere Frau verläßt und für den Rest seines Lebens schweigt. Ein Klavierstimmer, der maroden Flügeln klare Klänge zu entlocken versucht, um nach getaner Arbeit lautlos zu verschwinden. Eine ebenso behäbige wie unzurechnungsfähige Mutter, ein tropensüchtiger Großvater und mittendrin zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In einem heißen Sommer zwanzig Jahre später eskalieren die Ereignisse. Rebecca Maria Salentin erzählt in ihrem Debütroman eine Familiengeschichte, in der sie das Panorama eines Beziehungsgeflechts entwirft, das komisch und erschütternd fatal zugleich ist.

Salzman, Mark:
Der Solist. München (Kindler) 1994.

Der Cellist Reinholt Sundheimer hat den Sprung vom genialen Wunderkind zum gereiften Solisten nicht geschafft und fristet sein Dasein als Cellolehrer an einem Music-College. Da bringen zwei Ereignisse Bewegung in sein Leben: Reinholt wird zum Geschworenen in einem Prozeß berufen, in dem es um den Mord an einem buddhistischen Mönch geht; und er nimmt einen koreanischen Jungen als Schüler auf, der eine ungewöhnliche Bgabung aufweist. (Klappentext)
Der Plot mit seinen verschiedenen Handlungsebenen verspricht Spannung, wie auch die Abgründe von künstlerischer Existenz und die verzweifelte Suche nach Liebe die Grundlage eines großen Romans abgeben könnten. Leider bleibt der Autor gedanklich und sprachlich zu sehr an der Oberfläche. Die Banalität der Dialoge ist mitunter unerträglich, und die Handlungsstränge laufen nebeneinander her, ohne je wirklich miteinander verknüpft zu werden. Man gewinnt den Eindruck, als habe der Autor das Handbuch „How to Write a Bestseller“ nur zur Hälfte gelesen.

Schlüter, Wolfgang:
Anmut und Gnade. Frankfurt/Main (Eichborn) 2007.

Ein Roman über Jean-Philippe Rameau und die Opernwelt des 18. Jahrhunderts. Ein Roman über historische Aufführungspraxis und den Musikbetrieb der „Alten Musik“. Ein Roman nicht zuletzt auch über das Paris der Gegenwart, seine Vororte mitsamt ihren sozialen Verwerfungen. Das Ganze wirkt arg konstruiert und in den Dialogen so hölzern, daß sich der Leser andauernd fragt, warum ein Roman? Hätte Schlüter sein profundes Wissen über die französische Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts für eine grundlegende Rameau-Biographie genutzt, so wäre der musikliterarischen Welt mehr gedient gewesen!

Schneider, Robert:
Schlafes Bruder. Das ist die Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder, der 22jährig sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen. Leipzig (Reclam) 1992.

Seth, Vikram:
Verwandte Stimmen. Reinbek (Kindler) 2000.

Der Geiger Michael Holme hat nicht die große Karriere gemacht, die er sich erhofft hat. Weder seine finanziellen noch seine privaten Verhältnisse sind befriedigend. Von seinen Einkünften kann er es sich nicht einmal leisten, die Geige, die er schon seit Jahren spielt, zu erwerben. Und die Beziehung mit seiner Freundin hält er nur aus Bequemlichkeit und Feigheit aufrecht. Eines Tages taucht seine alte große Liebe wieder auf. Doch Julia ist mittlerweile verheiratet und hat einen Sohn. Dennoch läßt sie sich auf ein Verhältnis mit Michael ein. Und Michael erfährt ihr Geheimnis: Sie, die Pianistin verliert langsam ihr Gehör. [Verlagstext].

Shaffer, Peter:
Amadeus. Frankfurt/Main (Fischer) 1982.

Die wenigsten wissen, daß Milos Foremans Film Amadeus auf dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Shaffer basiert der sich wiederum an Puschkins Konversationsstück Mozart und Salieri anlehnt. Shaffer zeigt Salieri als den einzigen seiner Zeit, der das Genie Mozarts erkannte, die ungeheuerliche Diskrepanz zwischen Mozarts ordinärer Lebenshaltung und seiner göttlichen Musik nicht zu ertragen vermochte, seinen Kampf mit Mozart zu einem Kampf mit Gott machte und erleben mußte, daß dreißig Jahre nach Mozarts Ende die ganze Welt voll war vom Entzücken über Mozarts Musik, er selbst dagegen völlig vergessen. In einem letzten Racheakt gegenüber göttlichem Walten streute er aus, er habe Mozart vergiftet: ein letzter Versuch, an Mozarts Unsterblichkeit teilzunehmen.

Singer, Lea:
Der Klavierschüler. Roman. 224 S. Zürich (Kampa) 2019. ISBN 978-3311100096.

Zürichsee im Vorfrühling 1986. Ein erfolgreiches Leben soll gewaltsam beendet werden. Begründung: Ausweglosigkeit. Da sabotieren ein paar Minuten Musik die Vollstreckung. Es beginnt eine Flucht ins Leben hinein. Ein Barpianist lotst den Mann, den Schumanns Träumerei rettete, auf eine Reise in die Vergangenheit – zu dem angstvoll gehüteten Geheimnis eines Jahrhundertpianisten. 1937 hatte Vladimir Horowitz in der Schweiz eine Affäre begonnen, mit der er seine ganze Karriere und seine Ehe mit Toscaninis Tochter aufs Spiel setzte.
Vor sieben Jahren stieß Lea Singer auf brisante unveröffentlichte Briefe von Vladimir Horowitz an einen jungen Schweizer namens Nico Kaufmann. Der begabte Sohn aus gutbürgerlichem Haus wurde 1937 sein erster Klavierschüler und sein Geliebter. Als Jude verfolgt, war Horowitz Ende der dreißiger Jahre zum Aufbruch ins Exil gezwungen. Ein Trauma, aber auch die Chance, sein Leben zu ändern, sich endlich zu sich selbst zu bekennen. Fünfzig Jahre später erzählt Nico Kaufmann, zu einem Barpianisten herabgesunken, einem Unbekannten von dieser Liebe und ihren nächtlichen Seiten. Er führt den Fremden zu den Luxushotels, in denen Horowitz mit ihm zwei Jahre lang seine Leidenschaft im Verborgenen lebte, und immer näher heran an die brennenden Fragen: Wie viel Mut fordert die Liebe? Und was geschieht mit dem, der seine Sehnsucht verleugnet? [Verlagstext].

Singer, Lea:
Konzert für die linke Hand. Roman. Hamburg (Hoffmann & Campe) 2008.

Paul Wittgenstein hatte seine rechte Hand im Ersten Weltkrieg verloren. Seine Willensstärke und Konsequenz machten ihn dennoch zu einem der prominentesten Virtuosen seiner Zeit. So schrieb Maurice Ravel für ihn das ›Konzert in D-Dur für die linke Hand‹, Prokofjew sein viertes Klavierkonzert, und auch Strauss, Hindemith und Britten komponierten für ihn.

Stocker, Arno:
Der Klavierflüsterer. Die wahre Geschichte eines unwahrscheinlichen Lebens. München (Kailash) 2010.

»Ich wollte singen wie Caruso und spielen wie Horowitz.« Für ein Kind, das als Spastiker in den 50er Jahren auf die Welt kommt, ein ziemlich aussichtsloser Wunsch. Arno Stockers Beine, Hände und Zunge sind gelähmt, er ist fast blind. In »Der Klavierflüsterer« erzählt Arno Stocker von den Höhen und Tiefen seines außergewöhnlichen Lebens: wie er mit Hilfe einer Caruso-Schallplatte sprechen lernte und von Maria Callas Gesangsunterricht bekam. Darüber, was es bedeutet, als Behinderter eine Lehre als Klavierbauer anzustreben und in Amerika mit 300 Dollar in der Tasche zu überleben. Sein Lebensweg ist gezeichnet durch Momente des Scheiterns und Hochgefühle der Anerkennung, wenn er beispielsweise für Pianisten wie Horowitz den Flügel stimmen darf. Nicht selten am Ende seiner Kräfte, schafft es Arno immer wieder von neuem, sich aufzurichten und seinem Schicksal die Stirn zu bieten. Dies ist das ergreifende Zeugnis eines enormen Lebenswillens und der Notwendigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen.

Süskind, Patrick:
Der Kontrabaß. Zürich (Diogenes) 1984.

Ein Theaterstück, ein Monolog, der beim Lesen vielleicht noch eindringlicher wirkt als auf der Bühne, weil einem das Lachen immer wieder im Halse stecken bleibt. Die Pointen, die Süskind setzt, sind sicherlich komisch, aber es ist die schwermütige Komik des traurigen Clowns. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers, die Angst des Torwarts vor dem Elfmeter ist harmlos, verglichen mit der Verlorenheit des Kontrabassisten im Orchester.

T

t’Hart, Maarten:
Das Wüten der ganzen Welt. München (Piper) 1999.

Thérame, Victoria:
Die Pianistin. Roman. Reinbek (Rowohlt) 1982 (rororo TB 4958).

Thurnher, Armin:
Der Übergänger. Roman. Wienb (Zsolany) 2009.

Sein Beruf ist Journalist, seine Passion die Musik, sein Leitstern der Pianist Alfred Brendel. „Der Übergänger“ handelt von der übergroßen Verehrung des Erzählers für Brendel. Gerade deswegen wagt er es lange Zeit nicht, ihn um ein Interview zu ersuchen; als er es dann doch tut, wird die Bitte prompt abgeschlagen. Er schickt Brendel aber einen Text, den er über ihn geschrieben hat. Nun ist dieser zu einem Treffen bereit, es wird jedoch immer wieder verhindert. Als der Erzähler vom bevorstehenden Rückzug Alfred Brendels aus dem Konzertleben erfährt, beschließt er, es noch einmal zu versuchen.

Tinzmann, Julius:
Das Klavier. Romantrilogie. Gütersloh (Bertelsmann) 1960.

  1. Ich bin ein Preuße
  2. Deutschland, Deutschland
  3. Die Fahne hoch

Tinzmanns Familiensage spannt den Bogen vom Vorbend des ersten Weltkriegs bis in die fünfiger Jahre. Im Mittelpunkt der gutbürgerlichen Familie Borkowski steht das Klavier, ein unverwüstlicher Chickering: Stolz der Mutter und nicht ganz unbeteiligt an der Lebensplanung der Kinder. Tinzmann schildert auf unprätentiöse, aber eindringliche Weise die charakterliche (und künstlerische) Entwicklung der Hauptfiguren, die immer auch mit dem politischen Geschehen in Deutschland verbunden ist. – Die auf jedenfall lesenswerte Trilogie ist zur Zeit leider nur in Antiquariaten (Suche über ZVAB) zu finden.

Tokarjewa, Viktorija:
Der Pianist. Erzählungen. Zürich (Diogenes) 1997.

Tolstoj, Leo:
Kreutzersonate.

Erzählung über den Verfall der Sitten, über Ehe und Ehebruch und über die verführerische und verderbliche Kraft kammermusikalischen Musizierens.

Treichel, Hans-Ulrich:
Tristanakkord. Roman. Frankfurt/Main (Suhrkamp) 2000.

Georg Zimmer, im Emsland aufgewachsen und angehender Doktorand in Berlin, gerät in die Fänge eines weltberühmten Komponisten. Er folgt diesem nach Schottland, New York und Sizilien, wo er von einer verstörenden Erfahrung in die andere gerät. Verstörend ist die beinahe brüderliche Nähe zwischen dem Doktoranden und dem Komponisten, die freilich ein bedrohtes Glück ist. Nicht nur weil letzterer so bedeutend, sondern weil Georg so wenig bedeutend und auf einen Brahms oder Beethoven nicht sonderlich vorbereitet ist. Genausowenig wie auf die betörende Mary, eine junge Frau aus Manhattan. Georg muß am Ende erkennen, daß Meistern, die vom Himmel fallen, zutiefst zu mißtrauen ist.

V

de Vries, Theun:
Die Kardinalsmotette. Köln (Dittrich) 2002.

Der junge Niederländer Wolf hört in Mailand er eine Motette des Josquin de Prés und ist wie gebannt von dieser Musik. Er wird Schüler und Freund des Meisters Josquin erlebt er das Aufkommen der „neuen Musik“ im Italien der Renaissance. Gemeinsam fliehen Wolf und Josquin vor der Pest von Mailand nach Parma, ziehen weiter nach Florenz und dann nach Rom, wo sie an der Sixtinischen Kapelle als Sänger in den päpstlichen Chor aufgenommen werden. Die Ewige Stadt offenbart ihnen ihre Widersprüche: Ausschweifungen und Verderbnis beherrschen das Leben im Vatikan, Machtkämpfe zwischen den Fürstenhäusern erschüttern das Land, und Künstler wie Leonardo da Vinci, Pinturicchio und Michelangelo schaffen ihre unvergänglichen Meisterwerke. Nach erlebnisreichen, aber dennoch unbefriedigenden Jahren erkennt Wolf, daß er Rom verlassen und in sein Land zurückkehren muß. Hier wird er die neue Musik, die er in Italien kennengelernt hat, fruchtbar verarbeiten können.

W

Wallner, Michael:
Finale. Berlin (Rowohlt) 2003.

Gleich an seinem ersten Abend in Wien geht der Mann ins Symphoniekonzert und sieht auf dem Podium eine junge Geigerin, die ihn an seine große Liebe erinnert – Klara. Doch sie kann es nicht sein, denn Klara ist tot, vor Jahren und mysteriösen Umständen ertrunken. Die Begegnung mit ihrer Doppelgängerin weckt im müden Helden neuen Lebensmut und Tatendrang. Er ist überzeugt, Klara wiedergefunden zu haben, obgleich die junge Frau selbst davon nichts wissen will.

Weiß, Ernst:
Franziska. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1960.

Der zuerst 1916 unter dem Titel „Der Kampf“ erschienene expressionistische Roman schildert die Zerrissenheit einer Pianistin zwischen Karriere und Privatleben.

Werner, Heide:
Die Pianistin. (Salzer) 1998.

Westermann, Jens:
Klavier zu vier Händen. Roman. Hamburg (Reidar) 2000.

Whyte, Christopher:
Die stumme Sängerin. Berlin (Kindler) 2001.

Der Roman spielt in Venedig in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ein Impresario will ein Theater, das seit sieben Jahren leer gestanden hat, nachdem bei einer Vorstellung ein Unfall und ein Mord passiert waren, wiedereröffnen. Die Hauptfigur ist der junge Komponist, den er angeheuert hat, damit er wärend der Spielzeit auch eine neue Oper auf seine Bühne bringen kann.

Wickert, Erwin:
Sonate mit dem Paukenschlag und sieben andere unglaubliche Geschichten. Stuttgart (Deutsche Verlagsanstalt) 1993.

Widmer, Urs:
Der Geliebte der Mutter. Zürich (Diogenes) 2000.

Die Parallelen zur Wirklichkeit sind kaum zu übersehen: Die Figur des Schweizer Dirigenten Edwin trägt alle Züge von Paul Sacher – man braucht nur das „Junge Zürcher Orchester“ durch „Basler Kammerorchester“ zu ersetzen, die Maschinenfabrik, die Edwin nebenher leitet, durch den Chemiekonzern Ciba-Geigy usw. Bleibt zu spekulieren, wer sich hinter Clara verbirgt, Edwins Geliebter und Sekretärin zu Anfang seiner Karriere. Ein (auto-)biographischer Schlüsselroman? In Interviews zu diesem Roman hat Widmer wiederholt klargestellt, daß es ihm nicht um Biographie oder Enthüllung geht. Vielmehr will er zeigen, wie ein Mensch am andern zerbricht. Und nicht zuletzt wirft er die Frage auf, ob ein begnadeter Musiker in jedem Falle auch einen integeren Charakter oder doch zumindest menschlichen Anstand besitzt.

Wondratschek, Wolf:
Mara. Ort (Hanser) 2003.

Die abenteuerliche Geschichte eines Cellos, von ihm selbst erzählt: Es ist mehrmals um die Welt gereist, hat für Könige und Bürger gespielt, in Kathedralen, Schlössern und modernen Philharmonien. Es hat 300 Jahre auf dem Buckel, klingt wie am ersten Tag und hat seinen Namen von dem berüchtigten Virtuosen Mara, dessen Eskapaden im 18. Jahrhundert für Gesprächsstoff sorgten. Die spannende Zeitreise des 1711 von Antonio Stradivari hergestellten Mara-Cellos.